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Höhlenbad Miskolc-Tapolca, Einstieg ins Dunkel
Höhlenbad Miskolc-Tapolca, Einstieg ins Dunkel

Höhlenbad Miskolctapolca – Expedition in der Badehose

Entdecken Sie das Innere einer Karsthöhle und entspannen gleichzeitig in einem warmen Thermalbad.

Miskolc ist die mit rund 170.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Ungarns und gilt nicht gerade als Touristenattraktion, sondern eher als Industriestadt mit wenig Sehenswertem. Das trifft schon für die Stadt selbst nicht ganz zu, jedoch vor allem nicht für die nähere und weitere Umgebung. Eine besondere Attraktion befindet sich quasi gleich am Stadtrand im Vorort und Kurort Miskolctapolca – das Barlangfürdö (Höhlenbad). Was bei den Ungarn selbst schon lange beliebt ist, kennen in Deutschland bisher nur wenige Leute.

Das Höhlenbad wird nach der vorübergehenden Schließung wegen der Energiekrise ab 28. Oktober 2022 doch wieder öffnen können, wie Wunderbares Ungarn berichtet.
Barlangfürdö bedeutet auf Ungarisch Höhlenbad. In der Tat betritt man hier eine einzigartige Sehenswürdigkeit und kann entspannt in der Badehose erste Einblicke in die Welt der durch Karstwasser gebildeten Höhlensysteme gewinnen. Während Höhlenforscher sonst meistens spezielle Ausrüstung benötigen, klettern müssen und sich in Gefahren begeben, findet sich hier eine Wellness-Oase vor. Eine gelungene Symbiose nutzt die natürlichen Gegebenheiten der Höhle und des darin emporsteigenden Thermalwassers aus und ergänzt diese durch gekachelte Böden in den Gängen im Wasser oder durch Natursteinböden daneben sowie den daran angeschlossenen Gebäuden. Die Beleuchtung ist bewusst spärlich gehalten, um den Charakter der Höhle zu wahren und in den labyrinthartigen Gängen immer wieder für überraschende Blicke zu sorgen.

Höhlenbad Miskolc-Tapolca, Höhleneingänge

Höhlenbad Miskolc-Tapolca, Höhleneingänge

Gespeist wird das Thermalbad von der 29,4°C warmen Hauptquelle sowie weiteren bis zu 36°C warmen kleineren Quellen. Damit erreicht der fast schwimmhallenartige Anfangsbereich etwa 29°C. Die inneren Räume der Höhle bringen es auf Temperaturen zwischen 32°C und 35°C. Dazu kommt das Mikroklima im Höhleninneren, das durch das ständig nachströmende Thermalwasser eine relative Luftfeuchtigkeit von nahezu 100% hat – praktisch Krokodilwetter.

Gehen Sie auf Expedition

Als Ausrüstung genügen übliche Badesachen und möglichst eine Kamera oder ein Smartphone; am besten wasserdicht. Für die Fahrt zum Höhlenbad folgt man von Miskolc aus der Beschilderung nach Miskolctapolca und fährt bis zum Ende des Ortes, bis an den Park und zu den Parkplätze. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wählen erreicht man das Höhlenbad mit der blauen Buslinie 2 ab Miskolc, Búza tér. Parkplätze sind gebührenpflichtig und kosteten im September 2014 in der Nähre das Bades 320 Ft (knapp 1 Euro) pro Stunde. Haltet genügend Münzen für den Parkautomat bereit und wählt die geplante Zeit nicht zu knapp aus. Ihr werdet länger als angenommen im Höhlenbad verweilen. Den Eingang des Barlangfürdö erreicht man linksseitig durch einen schönen und sehr gepflegten Kurpark.

Die Eintrittspreise sind in den letzten Jahren zwar gestiegen, aber mit 3100 Ft (rund 9 Euro) für deutsche Verhältnisse noch sehr moderat. Im Hauptgebäude befindet sich die Umkleide im ersten Obergeschoss ohne Trennung zwischen Männern und Frauen. Wechseln Sie die Kleidung in einer der von innen zu verriegelnden Kabinen und packen die Sachen dann in einen freien Spind, den Sie mit einer 100 Ft-Münze (bereithalten!) verriegeln.

Höhlenbad-Aussenansicht

Spind-Schlüssel und Eintritts-Chip sichert man nun bequem als Armband und geht auf Erkundung.

Die Sternengrotte sollte man nicht verpassen! Ein Seitenarm führt in besonders warmem Wasser in eine kleine runde Kuppel, wo Sie mit der Vision eines Sternenhimmels und mystischen Klängen verzaubert werden. Schweben Sie dahin.

Interessant sind von den Quellen gebildeten Formen und weißen Ablagerungen, die sich immer wieder in der Höhle finden. Laufen Sie möglichst nicht zu schnell, da die schrägen Natursteinböden durch die Feuchtigkeit sehr rutschig sind.Höhlenbad-Gänge

Hinweis: Der Wunsch nach eigenen Fotos im Höhlenbad ist verständlich, aber etwas schwierig zu realisieren. Durch die völlig gesättigte warme Luft beschlägt das Fotoobjektiv praktisch sofort und liefert nur noch Nebelbilder. Mit folgenden Tipps besteht aber eine Chance: Riskieren Sie keine hochwertige Kamera in dieser feuchten Umgebung. Bringen Sie die Kamera ausgepackt mit verschlossenem Objektiv längere Zeit an eine sehr warme Stelle in der Höhle, damit das Objektiv die Umgebungstemperatur annehmen kann. Versuchen Sie dann, zügig die gewünschten Aufnahmen zu machen. Falls das Objektiv doch beschlagen sollte, gehen Sie mit der Kamera und geöffnetem Objektiv in den etwas kühleren Anfangsbereich des Bades, bis es wieder abgetrocknet ist.

Wem das Thermalwasser und Höhlenklima noch nicht warm genug ist, der kann auch die Angebote des integrierten Saunaparks für einen zusätzlichen Eintrittspreis mit nutzen.

Im Sommer steht außerdem der große Außenbereich zur Verfügung, wo Planschbecken und Liegewiesen einladen und Grillgerichte und Cocktails für die Verpflegung sorgen. Hier gibt es mehr Abwechslung und Erholung als an so manchem Strand in südlicheren Gefilden.

Medizinische Aspekte

Neben dem Spaßfaktor und der Erholung gilt das Thermalwasser auch als heilend oder hilfreich bei Luftwegeerkrankungen wie Asthma, bei Herz-Kreislauf-Beschwerden und für die Bewegungstherapie im Wasser. Als Aquatherapie werden neben Schlammpackungen auch Unterwassermassagen, medizinische Massagen, Kohlensäurebäder und Bewegungstherapie angeboten. Leistungen werden grundsätzlich auch von deutschen und österreichischen Krankenkassen übernommen. Sprechen Sie bei Interesse mit Ihrem Arzt.

Das Thermalwasser enthält Kalium- und Magnesium-Hydrogenkarbonat, Fluor, Brom, Jod und freie Kohlensäure. Andererseits ist es pH-neutral, enthält keinen Schwefel und mit insgesamt rund 1000mg/l einen relativ geringen Salzgehalt. Daher können auch empfindliche Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen stundenlang darin baden.

Historischer Ort des Badens

Die Nutzung der Thermalquellen ist keine neue Erfindung, sondern gerade hier in der Region um Miskolc historisch schon sehr lange belegt. Schon die Steinzeitmenschen wussten offenbar um die Thermalquellen an diesem Ort, wie archäologische Funde bestätigen, die heutzutage im Herman Ottó Museum in Miskolc zu sehen sind. Bereits im 13. Jahrhundert gab es hier ein Benediktinerkloster. Im Jahr 1711 begann der damalige Abt, Tapolca zu einem Badeort zu machen. Die Badehäuser jener Zeit nutzten allerdings noch nicht die Höhle selbst, sondern nur das Thermalwasser.

1934 wurde Tapolca zum anerkannten Kurort, 1939 begann der Bau des neuen Badehauses und das Thermalbad wurde 1941 eröffnet. Aber erst am 14. Mai 1959 öffnete auch das Höhlenbad in ähnlicher Form, wie es heute zu besuchen ist. Seit 1969 gibt es die großen Außenanlagen. Umfangreiche Erweiterungen um die Jahrtausendwende haben das Barlangfürdö auf einen modernen Stand gebracht, so dass es mit anderen Freizeitparks mithalten kann.

Höhlenbad: praktische Informationen

Adresse:
3519 Miskolc, Pazár sétány 1.
Telefon: +36-46 560-030 E-Mail: info@barlangfurdo.hu

Koordinaten:
48,0608°N / 20,7456°O

Öffnungszeiten:
Ganzjährig täglich 9 bis 19 Uhr.
Kassenschluss ist eine Stunde zuvor.

Eintrittspreise (Stand August 2018):
Erwachsene: 3100 Ft
Kinder, Studenten, Rentner: 2500 Ft
4-Stunden-Karte oder mit Miskolc-Pass: 2300 Ft

Tipp:

Besuchen Sie das Höhlenbad außerhalb der Hauptsaison. Dann ist zwar der große Außenbereich weitgehend ungenutzt, aber auch der Besucheransturm deutlich geringer. So vermeiden Sie unnötige Wartezeiten. Spektakulär ist ohnehin der Innenbereich der Höhle. Gerade bei kühlem und regnerischem Wetter ist es besonders angenehm, die Wärme des Thermalwassers zu tanken.

Links:

Homepage des Höhlenbads (Ungarisch): http://barlangfurdo.hu/
Informationen zur Aquatherapie im Höhlenbad (Ungarisch): barlangfurdo.hu/gyogyaszat
Katalog zur Aquatherapie im Höhlenbad (auch auf Deutsch und Englisch): https://www.cavebath.eu/

Hinweis:

Wer später derartige Karsthöhlen intensiver kennenlernen möchte, begibt sich auf die Reise in das rund 60 Kilometer weiter nördlich an der Grenze zur Slowakei gelegene Aggtelek und besucht dort die Höhlen des Aggteleker Karsts, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Übrigens gibt es in der gesamten Region unzählige größere und kleinere Höhlen, von denen man einige besuchen und besichtigen kann, beispielsweise die Anna-Höhle in Lillafüred.

5 comments

  1. Wow, das sieht ja atmosphärisch aus! Danke für den detaillierten Beitrag und die Einblicke in dieses coole Ausflugsziel – ich hätte nur leichte Befürchtungen, wegen der Platzangst.. 😀
    LH

    • Platzangst hatten wir darin nie. So eng ist es dann auch wieder nicht. Natürlich hat das Höhlenbad aber auch noch einen großen Außenbereich für den Sommer. Richtig spannend und cool ist es aber eben drinnen.

  2. Ich bemerke immer mehr, wie sehenswert Ungarn eigentlich ist! Als großer Fan von Thermen ist dieses Ausflugsziel einfach perfekt für mich und es wirkt auch generell wie eine wichtige Sehenswürdigkeit, die man nichr verpassen sollte!

    Viele Grüße
    Denise von
    http://www.lovefashionandlife.at

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