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Stephans-Altar
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St.-Stephans-Basilika Budapest mit der Reliquie vom Gründer Ungarns

Die Szent István Bazilika im Herzen von Budapest ist nicht nur äußerlich imposant, sondern hält auch innen manch ungewöhnliche Überraschung bereit.

Wer Budapest besucht, wird von Sehenswürdigkeiten geradezu überwältigt. Wo soll man anfangen? Eine der meistfotografierten Sehenswürdigkeiten überhaupt ist da bestimmt ein guter Auftakt. Das Projekt Sightsmap hat aus Daten der Fotosharing-Gemeinschaft Panoramio eine Weltkarte mit den am häufigsten fotografierten Orten und Sehenswürdigkeiten konstruiert. Die Stadt Budapest landet da weltweit auf Rang 10, zwar hinter Paris und Venedig, aber noch weit vor Berlin, München oder Wien. Und in Budapest ist die meistfotografierte Sehenswürdigkeit nicht etwa die Kettenbrücke, sondern die St.-Stephans-Basilika (Sightsmap Budapest). Ob Sightsmap repräsentativ ist, mag Ansichtssache sein. Aber betrachten wir lieber die eindrucksvolle Basilika auf der Pester Stadtseite in unmittelbarer Nähe zur Kettenbrücke.

Szent István – die Basilika

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St.-Stephans-Basilika

Basilika beschreibt dem griechischen Wortursprung nach eine Königshalle. Erst mit der Christianisierung wurde der Begriff auch auf große Kirchenbauten übertragen. Architektonisch bezeichnet eine Basilika eine Kirche mit mindestens drei Schiffen, deren Mittelschiff deutlich höher als die Seitenschiffe ist und durch oberhalb der Seitenschiffe liegende Fenster (Obergaden) beleuchtet wird. Schließlich ist Basilika bzw. Basilica minor ein kirchenrechtlicher Titel, der vom Papst verliehen wird. Durch Bauweise, Widmung und Reliquie König Stephans I. sowie den Titel Basilica minor ist die St.-Stephans-Basilika daher in dreierlei Hinsicht eine echte Basilika.

Geschichte und Architektur

Als relativ junge Kirche begann der Bau der St.-Stephans-Basilika (Szent István Bazilika) im Jahre 1851 zunächst im klassizistischen Stil nach Plänen von Jószef Hild. Nach seinem Tod erlitt der Bau durch den Einsturz der Kuppel 1868 einen herben Rückschlag. Miklós Ybl korrigierte die Baupläne und führte die Gestaltung im Stil der Neorenaissance zu Ende. Erst 1905 wurde die größte Kirche Budapests eingeweiht. Nach dem Budapester Parlament und den Basiliken von Esztergom und Eger ist die St.-Stephans-Basilika mit eindrucksvollen 87 Metern Länge, 55 Metern Breite und einer Kuppelhöhe von 96 Metern das viertgrößte Gebäude Ungarns und bietet bis zu 8.000 Personen Platz.

1931 wurde sie durch Papst Pius XI. in den Rang einer Basilica minor erhoben. Ebenso gehört die St.-Stephans-Basilika im Rahmen des Budapester Donaupanoramas seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Weitere ausführliche Informationen bietet die Webseite der St.-Stephans-Basilika, teilweise auch auf Deutsch unter http://de.bazilika.biz/.

Prächtige Ausstattung der St.-Stephans-Basilika

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St.-Stephans-Basilika, Innenansicht

Hat man die Stufen zum Eingang erklommen, fällt der Blick zunächst auf das Haupttor mit dem Relief der zwölf Apostel. Beim Betreten des Innenraumes ist dann allein die Größe bereits überwältigend. Hinzu kommen die Fülle von Marmor, Golddekor und die prächtigen Mosaiken an der Decke und in der Kuppel. Dabei wirkt der Innenraum hell, erhaben und festlich, ohne etwa einer barocken Prunksucht zu verfallen. Auffälligste Besonderheit ist gewiss der eindrucksvolle Hochaltar, der anstelle einer Jesusdarstellung eine weiße Statue vom Heiligen Stephan aus Carrara-Marmor unter einem Baldachin in Szene setzt.

Der Heilige Stephan war der Gründer und erste König Ungarns und gilt als Schutzpatron der Basilika. Die Statue zeigt ihn mit den Insignien der weltlichen und geistlichen Macht – Doppelkreuz und Reichsapfel. Auf dem Baldachin trägt Erzengel Gabriel die heilige ungarische Krone, die ihm vor mehr als 1.000 Jahren von Papst Silvester II. zur Krönung übersandt wurde.

An den Ecken der Vierung unter der Kuppel sind die Kanzel und drei Statuen auffällig. Hier finden sich König Ladislaus der Heilige (Szent Lászlo kírály), der Heilige Gerhard (Szent Gellért) sowie Elisabeth von Thüringen (Árpád hazi Szent Erzsebét).

Sehenswert ist auch die Krypta im klassizistischen Stil. Hier ruhen – übrigens direkt unter dem Altar des Heiligen Stephan – die Gebeine des legendären Fußballers Ferenc Puskás (ungarischer Stürmer beim „Wunder von Bern“). Das ist eine außergewöhnliche Ehre, die sonst nur Königen und Heiligen zuteilwird.

Schließlich zeigt die Schatzkammer der St.-Stephans-Basilika wertvolle liturgische Gegenstände, die noch in Verwendung sind. Dazu gehören eine Nachbildung der ungarischen Krone aus Herender Porzellan sowie das Gemälde „Die heilige Familie“ von Bartolomé Esteban Murillo.

Wallfahrtsort zum „eiskalten Händchen“? – die „Heilige Rechte“

St.-Stephans-Basilika, Reliquienschrein

St.-Stephans-Basilika, Reliquienschrein

Etwas schaurig ist der Gedanke schon, dass dort als Reliquie tatsächlich die rechte Hand des heiligen Stephan aufbewahrt wird und nach fast 1.000 Jahren wohl noch immer einigermaßen erhalten ist. König Stephan I. ist 1038 in Székesfehérvár verstorben und am 15. August bestattet worden. Bei der späteren Exhumierung anlässlich seiner Heiligsprechung am 20. August anno domini 1083 hat man die unversehrt aufgefundene rechte Hand abgetrennt und als Reliquie aufbewahrt, der magische Kräfte zugeschrieben werden. Im Lauf der Geschichte hat die Heilige Rechte viele Wege zurückgelegt, aber alle Wirren überdauert (http://de.bazilika.biz/die-heilige-rechte/die-geschichte-der-heiligen-rechten). In sozialistischer Zeit war die öffentliche Verehrung der Reliquie in Prozessionen verboten. Seit dem 950. Todestag von Stephan I. im Jahr 1988 findet wieder alljährlich am 20. August eine Prozession statt und dieser Tag der Heiligsprechung ist jetzt Staatsfeiertag in Ungarn. Mehr zu den Hintergründen und Feierlichkeiten an diesem Nationalfeiertag erklärt die Webseite http://www.budapestbylocals.com/event/august-20th/ auf Englisch.

Große Wertschätzung gilt Stephan I. auch heute noch und das sogar auf Geldscheinen. Sein Antlitz ziert beispielsweise die aktuellen Banknoten zu 10.000 Ft (siehe Infos zum Forint).

Eindrucksvolle Kuppel mit Balustrade

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St.-Stephans-Basilika, Wendeltreppe zur Kuppel

Nach einem besuchten Gottesdienst oder der touristischen Innenbesichtigung ist der Aufstieg zur Kuppel praktisch ein Muss. Die Balustrade in 65 Metern Höhe ist für Touristen geöffnet und die höchste Aussichtsplattform auf der Pester Stadtseite. Besuche sind täglich von 10 bis 18 Uhr möglich, von Juli bis September sogar bis 19 Uhr. Derzeit kostet der Eintritt zur Kuppel 500 Ft (etwa 1,70 Euro). Obwohl es seit der Renovierung 2003 auch einen Fahrstuhl gibt, ist die alte Wendeltreppe mit etwa 300 Stufen sicher der spannendere Weg nach oben. In einer Zwischenhöhe bietet sogar noch ein Rittersaal Platz für Veranstaltungen und lädt zum Verweilen ein. Weiter oben gelangt man in das interessante Innenleben der Kuppel und bemerkt, dass zwischen innerer und äußeres Kuppel reichlich Platz für Konstruktion und Treppen ist.

Basilika_BlicknachBuda

St.-Stephans-Basilika, Blick von der Kuppel nach Buda

Die metergroßen Kupferamphoren auf der Balustrade mögen von unten relativ unscheinbar wirken. Wir wagten den Aufstieg aber an einem stürmischen Wintertag, wo nur wenige Touristen auf der Kuppel waren. Da oben fühlt man sich dann plötzlich ziemlich klein. Trotz bedrohlich pfeifender und scheppernder Geräusche blieb alles an seinem Platze und der grandiose Rundblick über die Stadt belohnt stets die Aufstiegsmühe.

Konzerte in Szent István

Wer von der St.-Stephans-Basilika nicht genug bekommen kann, besucht abends eines der Orgelkonzerte an diesem einzigartigen Aufführungsort. Kleinere Orgelkonzerte dauern etwa 45 Minuten und finden montags um 17 Uhr zum Eintrittspreis von 3.000 Ft (rund 10 Euro) statt. Freitags um 20 Uhr gibt es größere Orgelkonzerte von etwa 70 Minuten Dauer oder Galakonzerte. Weitere Informationen zum aktuellen Programm gibt die Webseite http://www.organconcert.hu/index.php. Wer Eintrittskarten für die Konzerte schon vorab online erwerben möchte, bekommt sie auf der englischsprachigen Webseite http://www.jegy.hu/venue/szent-istvan-bazilika/category/all?lang=en. Die Karten sind aber normalerweise vor Ort im Eingangsbereich der Basilika jeweils am Veranstaltungstag sowie am Vortag problemlos erhältlich.

Tipp: Empfehlenswert ist es, die St.-Stephans-Basilika sonntags während oder nach dem Gottesdienst zu besuchen. Ab 13 Uhr ist die Basilika wieder frei für Touristen zugänglich. Sofern Sie Respekt und Schweigen wahren, dürfen Sie auch am Gottesdienst teilnehmen und die festliche Beleuchtung miterleben. Sonntags besteht außerdem eine gute Chance, die nicht immer geöffnete Kapelle der Heiligen Rechten besuchen zu können.

Praktisches

Adresse:

1051 Budapest, Szent István tér 1
Telefon: (00-36)-1-311-08-39
Metro M1 Station Bajcsy-Zsilinszky út, aber auch gut von der zentralen Umsteigestelle Deák Ferenc tér (M1, M2, M3) zu Fuß zu erreichen.

Koordinaten:

47,50089°N / 19,053989°O

Öffnungszeiten:

Mo 9-16:30 Uhr, Di-Fr 9-17 Uhr, Sa 9-13 Uhr, So 13-17 Uhr
Aussichtsplattform täglich 10-18 Uhr, von Juli bis September bis 19 Uhr

Gottesdienst / Heilige Messe:

Mo-Sa jeweils 7 Uhr und 18 Uhr. So 8:30, 10, 12, 18 Uhr und 16 Uhr auf Englisch. Weitere Infos zur Heiligen Messe auf Ungarisch unter https://miserend.hu/templom/37.

Eintrittspreise:

Basilika kostenlos, Aussichtsplattform 500 Ft (ca. 1,70 €)
Konzerte ab 3.000 Ft (ca. 10 €)

6 comments

  1. Gerd von Spiess

    Es wäre schön, wenn man auch irgendwo die Zeiten der Gottesdienste erfahren könnte.

    • Vielen Dank für Ihre Nachfrage,
      die Zeiten der Heiligen Messe in Szent István finden sich auf Ungarisch auf der Seite https://miserend.hu/templom/37. Gottesdienst findet dort täglich 7 Uhr und 18 Uhr in der Maria-Kapelle statt, am Sonntag Nachmittag 16 Uhr auch auf Englisch.

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