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Hegyestű – das geologische Monument im Nationalpark Balaton-Oberland

Der Hegyestű ist der vielleicht am wenigsten bekannte Zeugenberg am Balaton, gewährt aber die tiefsten Einblicke.

Der Hegyestű ist der vielleicht am wenigsten bekannte Zeugenberg am Balaton, gewährt aber die tiefsten Einblicke.

Die Nordküste des Balatons ist von markanten Bergformationen vulkanischen Ursprungs geprägt – allen voran der Badacsony. Oft spricht man von den Zeugenbergen, weil sie eindrucksvoll von ihrer vulkanischen Vorgeschichte Zeugnis ablegen. Einer der weniger bekannten solchen Orte ist der ein paar Kilometer abseits liegende Hegyestű, eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten am Balaton. Wörtlich bedeutet Hegyestű etwa soviel wie spitze Nadel. Gerade dort kann man besonders eindrucksvoll Einblick in die Naturgewalten gewinnen, auch wenn der Mensch hier etwas nachgeholfen hat.

Hegyestű

Hegyestű und Balaton-Panorama

Die markante Basalt-Formation ist das Überbleibsel eines ehemaligen Steinbruchs und steht seit 1984 in der Landschaftsschutzzone Káli-Becken unter Naturschutz. Inzwischen ist der 337 Meter hohe Hegyestű auch Teil vom UNESCO-Geopark Bakony-Balaton. An kaum einem anderen Ort sind die Basalt-Orgeln der einst erstarrten Lava so deutlich zu erkennen. Man blickt hier quasi in einen mittig aufgeschnittenen erstarrten Vulkan.

Hegyestű

Neben dem geologischen Einblick hat sich die Natur hier in den letzten Jahrzehnten ein spezielles Mikroparadies geschaffen. Die Vegetation erobert sich immer mehr felsige Teile, die Tierwelt begleitet dies faszinierend. Zudem bietet der hintere Zeugenberg weitreichende Ausblicke über die Vulkanketten im Balaton-Oberland und über den Balaton selber. Das Panorama reicht von der östlich gelegenen und fast den Balaton teilenden Halbinsel Tihany über die beiden Hügel von Fonyód an der Balaton-Südseite und weiter über das sanfte Káli-Becken im Südwesten bis hin zu den berühmten Zeugenbergen Badacsony, Szent-György-Hegy, Csobánc und Nemesgulács. Bei gutem Wetter eine wahre Augenweide.

Blick zur Tihany-Halbinsel
Blick zur Tihany-Halbinsel
Blick vom Hegyestű nach Fonyód
Blick vom Hegyestű nach Fonyód
Blick über das Káli-Becken
Blick über das Káli-Becken
Die Zeugenberge vom Hegyestű aus
Die Zeugenberge vom Hegyestű aus

Geologischer Ursprung von Hegyestű

In einer Urlandschaft vor mehr als 8 Millionen Jahren war die Region vom Pannonischen See bedeckt. Die Sandsteine von Szentbékkálla erinnern an diese frühe Epoche. Nach und nach brach sich glühende Lava den Weg nach oben und schuf immer mehr Vulkane. Beginnend von Tihany aus erzeugten die Eruptionen in den nächsten Jahrmillionen mehr als 50 Vulkane und damit eines der dichtesten Vulkanfelder Europas. Durch Erosion ist heute vieles verwittert. Nur die harten Basaltgesteine der Vulkan-Schlote sind als Zeugen jener Zeit geblieben. Man nennt sie die Zeugenberge.

Schroffe Felswände, Basaltorgeln, große kristallin anmutende Strukturen prägen das heutige Bild der einstigen Lava. Während der langsamen Abkühlung der erstarrenden Lava im Vulkanschlot verringerte sich deren Volumen. Dabei entstand ein ganzes Netz von Rissen im Gestein. Die Erosion legte allmählich die säulenartige Struktur des Basaltes frei. Bei langsamer Abkühlung entstehen dabei häufig hexagonale Säulen, am Hegyestű gibt es aber auch viereckige und fünfeckige Formationen.

Basalt-Formationen am Hegyestű
Basalt-Formationen am Hegyestű
Basalt am Hegyestű
Basalt am Hegyestű

Am Balaton wurde vor allem in den 1940er Jahren viel Gestein in Form von Pflaster und Splitt für den Straßenbau benötigt. Von 1938 bis 1958 wurden deshalb hier insgesamt 40000 m3 Basalt abgebaut – teils gehauen, teils gesprengt. Seit 1970 sind die Maschinen allerdings stillgelegt. Heute steht Hegyestű als geologisches Denkmal unter Naturschutz.

Entstehung des Balatons

Zahlreiche Informationstafeln im Gelände informieren den Besucher auf Ungarisch, Englisch und Deutsch. Neben der Geschichte des Vulkangesteins fasziniert vor allem auch die Entstehung und Entwicklung des Balaton. Erdgeschichtlich gesehen ist das ungarische Meer eine ganz junge Episode, im steten Wandel und vielleicht sogar nur eine vorübergehende Erscheinung. Während die Gesteinsmassen immerhin ein paar Jahrmillionen alt sind, gibt es den Balaton erst seit rund 15000 Jahren. In seiner jungen Geschichte haben sich die Uferlinien des sehr flachen Sees drastisch verändert. Auch der heutige Zustand ist nur eine Momentaufnahme. 

Erste Seen bildeten sich getrennt vor rund 15000 Jahren. Vor rund 8000 Jahren wurde der Balaton dann ein einheitlicher See und erreichte ungefähr seine heutigen Ausmaße. Vor rund 5000 Jahren erstreckte er sich dann mitunter noch deutlich weiter in die flachen Gegenden an der Südseite sowie im Westen bis hin zum kleinen Balaton, der heute ein abgetrenntes Naturparadies ist.

Da der Balaton sehr flach ist, reagiert er empfindlich auf Änderungen. Welches Ausmaß er in ein paar Tausend Jahren haben wird, ist ungewiss. Die Wassermenge speist sich heute durch den Zufluss des kleinen Flüsschens Zala im Westen. Andererseits verliert er Wasser durch Verdunstung und über den Abfluss bei Siófok, von wo aus sich ein Kanal über längere Strecken durch die Tiefebene windet, um schließlich nahe Bogyiszló in die Donau zu münden. Heutzutage kann die Schleuse in Siófok den Pegel des Balaton in gewissem Maße regulieren. Aber wer weiß, was die Erdgeschichte daraus macht.

Geologisches Wunderland

Im Nationalpark Balaton-Oberland und speziell im Káli-Becken haben die früheren Vulkane ausgeworfen, was die Gesteinsvielfalt zu bieten hat. In enger Nachbarschaft finden sich ganz unterschiedliche Gesteinsarten, die von verschiedenen geologischen Epochen erzählen. Die ältesten sind die Sandsteine von Szentbékkálla aus der Zeit des Pannonischen Meeres. Es folgen die großen Basalte von Badacsony, Mindszentkálla und Hegyestű aus der Feuerwelt der Vulkane. Die folgenden Dolomite etwa aus Kővágóőrs stammen aus einer späteren Meeresumgebung, während die Kieselsteine von Badacsonyörs an subtropische Zustände erinnern. Alle Orte und Gesteine finden sich hier nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Am Hegyestű kann man sie direkt kennenlernen. Diese Geodiversität stellt einen besonderen Wert des UNESCO-Geoparks Bakony-Balaton dar.

Sandstein von Szentbékkálla
Sandstein von Szentbékkálla
Basalt vom Badacsony
Basalt vom Badacsony
Dolomit von Kővágóőrs
Dolomit von Kővágóőrs

In den ehemaligen Gebäuden des Steinbruchs gibt es außerdem eine Ausstellung zum geologischen Aufbau und den Naturschätzen der Region. Weiterhin informiert sie über den einstigen Basalt-Steinbruch.

Leider haben sich auch hier am Hegyestű einige Touristen zum Hobby gemacht, Steine aufzutürmen. Bitte baut keine solchen Türmchen. Sie entsprechen nicht dem Charakter des geologischen Ortes und stören den Blick auf das wirklich Besondere. Mein Freund von Myhighlands.de beklagt diese Unsitte auch in Schottland.

Gipfelaufstieg am Hegyestű
Gipfelaufstieg am Hegyestű

Schmetterlings-Paradies Hegyestű

Der letzte Aufstieg zum Gipfel des Hegyestű überwindet noch einmal fast 50 Höhenmeter, die aber relativ leicht zu bewältigen sind. Von den schroffen Felswänden bleibt man in sicherer Entfernung, solange man sich an die Geländer und Warnungen hält. Ganz oben weitet sich der Blick nochmals und man gelangt in eine fabelhafte Schmetterlingswelt.

Die Basaltorgeln und gebrochenen Steinwüsten haben der Natur eine besondere Aufgabe gegeben. Über die Jahre hat sie sich den Ort mehr und mehr zurückerobert und dabei eine ganz spezielle Flora und Fauna als Frühbesiedler entwickelt. Die warmen Steinwände und aromatischen Pflanzen locken seither unzählige Schmetterlinge an. Hier fühlen sich einige selten Arten besonders wohl. Eine Sendung auf arte präsentierte im Frühsommer unzählige Kaisermantel, die sich am Nektar der Lindenblüten laben.

Segelfalter
Segelfalter
Segelfalter am Hegyestű
Segelfalter am Hegyestű

Wir waren etwas später im Sommer dort. Am Gipfel wurde es turbulent. Zahlreiche Schmetterlinge von ungewohnter Größe umkreisten uns und die Blütenwelt. Es waren die sonst nur noch selten anzutreffenden Segelfalter in majestätischer Erscheinung, schier zum Greifen nah, doch nur schwierig vor die Kameralinse zu bekommen. Ein liebenswürdiger Artikel auf Treibholzinsel berichtet zudem von zahlreichen Schmetterlingen der Gattung Schwalbenschwanz. Was für ein zauberhafter Ort. 

Praktisches zum Hegyestű

Koordinaten:

46,88948°N / 17.64671°O

Anfahrt (Parken)

Der Hegyestű liegt ein paar Kilometer abseits vom Nordufer des Balaton. Von der Bundesstraße 71 zwischen Balatonfüred und Badacsonytomaj biegt man in Zánka bergaufwärts in Richtung Monoszló und folgt später der Beschilderung zum Hegyestű. Die Bergauffahrt wird zwar schmaler, ist aber gut ausgebaut und problemlos befahrbar. Bei viel Besucherandrang kann es bei Gegenverkehr schonmal eng werden. Am Zielort wird Eintritt verlangt, der auch das Parken mit umfasst. Wer vormittags kommt, sollte problemlos Platz finden.

Von den nahegelegenen Ortschaften wie Zánka, Köveskál, Monoszló oder auch noch Révfülöp ist der Berg per Wanderung zu Fuß zu erreichen.

Öffnungszeiten / Eintritt

Der aktuell erst ab 1. Juni 2024 wiedergeöffnete Hegyestű hat normalerweise täglich von 9-17 Uhr geöffnet. Von Mitte November bis Mitte März ist geschlossen. In den Sommermonaten Juli und August ist auch bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene kostet derzeit 2.200 Ft (etwa 5,50 €, Stand 2024). Weitere Informationen gibt es hier auch auf Deutsch.

 

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