Hundertjährige Konditorei Gyula – ein wahres Kleinod von Café
Auch Ungarn ist für seine Kaffeehäuser berühmt. Es muss aber nicht immer eines der ganz bekannten Häuser wie das Café New York sein. In Gyula findet sich ein wahres Kleinod.
Gyula im Südosten Ungarns an der Grenze zu Rumänien ist bei Touristen ziemlich beliebt, vornehmlich aber wegen Burg und Burgbad. Dabei ist die Százéves cukrászda (Hundertjährige Konditorei) selbst eine spezielle Sehenswürdigkeit, die sogar eine weitere Anreise rechtfertigt.
Die Hundertjährige Konditorei in Gyula und ein Blick in ihre Geschichte
Der Name Hundertjährige Konditorei wirkt mittlerweile reichlich untertrieben, da dieses Café bereits seit 1840 besteht und sich eher der Vollendung des zweiten Jahrhunderts nähert. Das bereits 1801 erbaute Gebäude zeigt Elemente des Empire-Stils und beherbergte bis 1839 zunächst eine Apotheke, bevor es 1840 zur Konditorei wurde. Seitdem war die Konditorei bis 1984 ununterbrochen privat geführt, ehe sie dann in kommunales Eigentum überging. Bei den Renovierungen der letzten Zeit wurde viel Wert darauf gelegt, die ehemalige Atmosphäre der ursprünglichen Zeit zu erhalten und wieder im alten Glanz zu präsentieren. Übrigens wurde der Name Hundertjährige Konditorei schon 1952 geprägt.
Die Százéves cukrázda ist die zweitälteste Konditorei in ganz Ungarn. Lediglich das seit 1827 als Café fungierende berühmte Traditionshaus Ruszwurm auf dem Budapester Burgberg ist noch älter.
Ein lebendiges Museum
Auch wenn die Hundertjährige Konditorei an einer ruhigen Straßenecke unter Bäumen einen sehr angenehmen Freisitz bietet, sollte man keinesfalls das Innere verpassen. Bereits beim Betreten des Verkaufsraumes begeistert das nostalgische Ambiente. Irgendetwas zwischen Bar und Apotheke scheint hier zu sein. Der Duft von Kaffee und Patisserie holt die Gedanken rasch wieder zurück und macht bewusst, dass wir in einem Café sind. Richtig neugierig macht aber der erste Blick in den angrenzenden Salon. Steht hier etwa das Sofa von Loriot? Oder beginnt hier ein Museum?
Weit gefehlt. Die historischen Salons sind tatsächlich die Gasträume der Konditorei. Ehrfurchtsvoll, ja fast etwas ängstlich, nehmen wir Platz. Keinesfalls möchten wir die wunderschönen historischen Möbel beschädigen. Rasch aber können wir uns auf das Ambiente einlassen, entschleunigen, und uns in die Zeit des Biedermeier zurückversetzen. Die Atmosphäre mit ausschließlich originalen Biedermeier-Möbeln, zugehörigen Vitrinen, alten Öfen, passender Wand- und Deckengestaltung sowie teilweise historischem Mosaikparkett erzeugt eher das Gefühl, in einem fürstlichen Wohnzimmer Gast zu sein. Ja, man kann sich hier kaum sattsehen. Aber zum Sattwerden gibt es in der Konditorei ja genügend Auswahl.
Fast möchte man meinen, das Essen sei in so einer Sehenswürdigkeit nebensächlich. Aber selbstverständlich bekommt man hier klassische ungarische Torten wie unter anderem Dobostorte und Eszterházytorte in bester Qualität. Weitere Torten, Eis und Parfait stehen zur Auswahl. Auch Kaffeespezialitäten gibt es in hervorragender Qualität passend zum Ambiente. Preislich bleibt das alles noch sehr fair und weitab von den Hauptstadtpreisen in anderen berühmten Häusern. Außerdem kommen aus Gyula auch handgefertigte Pralinen (ungarisch: bonbon) der Luxusklasse, die in der Hundertjährigen Konditorei sowie per Online-Shop erhältlich sind.
Noch ein kleines Museum inklusive
Wer doch noch etwas mehr Museumsgefühl vermisst, wird auch noch fündig. Im hinteren Bereich ist ein kleines Bäckereimuseum angeschlossen, das kostenlos mit besichtigt werden kann. Neben alten Teigrollen, Backformen und Modeln finden sich auch verschiedenste handbetriebene Mühlen und allerlei Formen aus Zinn von einer Schweinegestalt bis hin zu speziellen Ostereiformen („Húsvéti tojasformák“). Diese Zinnformen dienten aber nicht zum Formen oder Verformen von Eiern, sondern erinnern an die frühere Mode, mit deren Hilfe geformte Kunstwerke aus Eis und Parfait zu gestalten. Ein Blick zu den Exponaten lohnt allemal und zeigt, wie neben dem schönen Ambiente des Salons die Arbeit im Bäckerei- und Konditorhandwerk vor weit mehr als hundert Jahren aussah.
Hundertjährige Konditorei: praktische Informationen
Adresse:
5700 Gyula, Erkel Ferenc tér 1
Telefon: +36 66 362 045
E-Mail: cadeau21@invitel.hu
Webseite: https://cukraszok.hu/#!szazeves-cukraszda/c1bbm (auf Ungarisch)
Pralinen-Webshop: http://www.cukraszok.hu/#!bonbon-valogatasok-dobozban/cbqb (auf Ungarisch)
Öffnungszeiten:
Von März bis Oktober: Sonntag-Donnerstag 10-20 Uhr, Freitag & Samstag 10-21 Uhr
Von November bis Februar: Sonntag-Donnerstag 10-18 Uhr, Freitag & Samstag 10-19 Uhr
Koordinaten:
46,6463°N / 21,2743°O
Fazit:
Für uns gehört die Hundertjährige Konditorei in Gyula zu den schönsten Kaffeehäusern überhaupt.