Busójárás in Mohács (Buschofest): ein erster Eindruck vom Maskenkarneval
Der Busójárás in Mohács gehört seit 2009 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO.
Der Maskenkarneval (Busójárás) in Mohács ist die bedeutendste Veranstaltung des Faschings (Farsang) in ganz Ungarn. Seine Tradition geht auf die ethnische Gruppierung der Schokatzen (Šokci) zurück. Diese slawische Bevölkerungsgruppe lebt jetzt zu einem großen Teil in Kroatien, aber auch in Serbien sowie im Süden von Ungarn im Komitat Baranya und dort vor allem in der historischen Kleinstadt Mohács. Über die Herkunft und Geschichte der Šokci gibt es verschiedene Ansichten. Vermutlich stammen sie aus dem Bosnien des 17. Jahrhunderts, was damals noch Provinz des osmanischen Reiches war.
Der traditionelle Maskenkarneval dient der Vertreibung des Winters und wird am bedeutendsten in Mohács gefeiert. Der Lauf der Busós (Busójárás) gilt als ein altes Fruchtbarkeitsritual, was besonders den Kroaten wichtig ist. In Ungarn geht auch die Legende um, dass diese maskierten Männer Ungarn waren und von einem Ritter gegen die Osmanen in Mohács geführt wurden. Wie auch immer, in Mohács kommen heutzutage verschiedene slawische Volksgruppen zusammen und vertreiben jetzt gemeinsam den Winter.
Die Gestaltung der dortigen Kostüme und Masken ist seit Jahrhunderten unverändert erhalten geblieben und begründet heute das stolze Erbe der Region. Seit 2009 gehört diese Tradition zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Mehr Infos zu den Höhepunkten des Busójárás hier auf dem Blog unter https://reisewege-ungarn.de/karneval-mohacs-hoehepunkte-vom-busojaras/.
Seltsames Treiben in Mohács
Auch wenn der Hauptteil des Faschingsumzugs auf den Faschingssonntag fällt, sind bereits einige Tage zuvor die ersten Busós in Mohács unterwegs. Manch ungewöhnliche Dinge geschehen in der kleinen Stadt an der Donau am südlichen Ende Ungarns kurz vor der Grenze zu Serbien. Bereits am Donnerstag zu Beginn des Busójárás trifft man in Mohács auf Gestalten irgendwo zwischen Mensch und Schaf. Üppig mit Fellen bekleidet sorgen die ersten Busós für ordentlich Lärm, faszinierende Anblicke und Fotomotive. Wie wir noch erfahren sollten, ist dies jedoch nur ein ganz kleiner Vorgeschmack auf das wahrlich turbulente Wochenende. Karren vom Pferdefuhrwerk bis zum umgebauten Trabant aus der ehemaligen DDR präsentieren sich den Schaulustigen und schaffen brennbares Material auf den Hauptplatz vor Rathaus und Kirche von Mohács. Am Sonntag soll dann lichterloh der Winter vertrieben werden – so will es die alte Tradition der Schokatzen (Šokci).
Von Masken und Bohnen
Die Schokatzen der Region pflegen ihre Traditionen sehr. Für Touristen wird das in Mohács etwa im Buscho-Zentrum (Busóúdvar) in der Eötvös utca 17-19 erlebbar. Zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO gehören nicht nur der Busójárás an sich, sondern auch die Masken-Schnitzkunst. Im kleinen Museum des Busóudvar von Mohács kann man dies betrachten und wunschweise sogar Masken erwerben.
Eine weitere Tradition ist das Kochen eines Bohnengerichtes in irdenen Töpfe am offenen Feuer. Diese althergebrachte Zubereitung funktioniert bestens und ist auf jeden Fall eine Kostprobe wert. Im Busóudvar Étterem könnte man Glück haben, auch im Winter auf diese Weise traditionell zubereitete Bohnen zu bekommen. Im Sommer gibt es sogar ein eigenes Bohnenkochfest in Mohács, und auch auf dem Paprikafest in Kalocsa haben wir die derart zubereiteten Bohnen der Schokatzen gefunden.
Was steckt so im Busó?
Busó, Buscho oder Krampusch? Sind die Busós furchteinflößend oder gefährlich? Keineswegs. Wir haben ein paar Busós getroffen und viel dabei gelernt.
Im Busó steckt normalerweise ein junger Mann der Region, der diese Tradition weiterleben lässt. Diese Leute bedrohen nur den bald vergangenen Winter, den sie verscheuchen wollen, sind aber sonst äußerst herzlich, heimatverbunden und stolz auf ihre Traditionen. Versucht doch mal, mit einem Busó ins Gespräch zu kommen. Busó kann übrigens jeder werden, der für diese Tradition einsteht. Auf Ungarisch gibt es einen ausführlichen Busó-Kodex.
Im Madison Pub von Mohács sind wir mit ein paar Busós ins Gespräch gekommen, die uns als Touristen dort erkannt hatten. Ja, der Busójárás ist das wichtigste Ereignis des Jahres dort und die Busós wünschen sich eigentlich ein frostiges Wetter dafür. Für uns war der Nieselregen bei knapp über Null Grad schon recht unangenehm, den Busós war das eigentlich sogar zu warm. Warum? Das durfte ich ausprobieren. Neben der handgeschnitzten Maske aus Weidenholz ist das Schaffell praktisch die wichtigste Ausrüstung des Busós – und das hat es in sich. Ich durfte das Schaffell von „unserem“ Busó anprobieren. Was soll ich sagen. Das ist deutlich schwerer als vermutet – und es ist unglaublich warm, ja wirklich sowas von warm. Im Pub mochte man sich damit nicht mehr viel bewegen. So ist es verständlich, dass dort gerne mal die Masken und Felle fallen.
Und noch etwas geht mir nicht aus dem Kopf: „Was bin ich wert in Deutschland?“, fragte mich der junge Busó – er hat abgeschlossene Berufsausbildung, Familie und Kinder. Nachvollziehbar und erschütternd zugleich. Ist jemand in Ungarn weniger wert? Ist ein Ungar in Deutschland weniger wert? Sind wir denn nicht alle ein Europa?
Praktisches zum Busójárás
Der Besuch des Busójarás ist kostenlos.
Termin
Der Maskenkarneval in Mohács findet stets zu den üblichen Zeiten anderer Karnevalsveranstaltungen statt. Die Termine der nächsten Jahre gibt es auch im ungarischen Busó-Kalender.
2020: 20. Februar bis 25. Februar
2021: 11. Februar bis 16. Februar
2022: 24. Februar bis 1. März
2023: 17. Februar bis 22. Februar
2024: 9. Februar bis 14. Februar
2025: 27. Februar bis 4. März
2026: 12. Februar bis 17. Februar
Hotel und Zimmer
Der Busójárás (Buschofest) ist das absolute Highlight für die Kleinstadt Mohács und meist sehr lange im Voraus ausgebucht. Versucht möglichst sehr zeitig ein Zimmer zu ergattern – wir haben längst schon für das nächste Jahr reserviert. Als Alternative bietet sich noch das rund 40 km entfernte Pécs an, von wo aus Mohács als Ausflug gut erreichbar ist. Meine Tipps sind das Duna Vendegház in Mohács* sowie das phantastische Jugendstilhotel Palatinus* in Pécs.
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Anfahrt
Mohács ist mittlerweile über die südliche Autobahn M6 in Richtung Pécs sehr gut erreichbar.
Adresse
7700 Mohács, Széchenyi tér 1
E-Mail: mohacs@tourinform.hu
Weitere Infos: https://www.mohacsibusojaras.hu/ und hier auf dem Blog unter https://reisewege-ungarn.de/karneval-mohacs-hoehepunkte-vom-busojaras/.
Koordinaten
45.9907°, 18.6898°