Karneval in Mohács: Höhepunkte vom Busójárás (Buscholauf)
Der traditionelle Busójárás (Buscholauf) in Mohács ist mit über 60000 Besuchern der Höhepunkt des Karnevals in Ungarn.
Der sechstätige auch Maskenkarneval genannte Busójárás in Mohács ist regelmäßig der Höhepunkt des Faschings (Farsang) in Ungarn. Seine Tradition geht auf die slawische Bevölkerungsgruppe der Schokatzen (Šokci) zurück und gehört seit 2009 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Der Legende nach soll er auf die osmanische Belagerung nach der Schlacht von Mohács 1526 zurückgehen. Busós, Masken und der Straßenumzug sind allerdings erst zum Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommen, wie man hier im geschichtlichen Überblick erfährt. Heutzutage vertreibt man vor allem gemeinsam den Winter.
Erste Eindrücke von dem seltsamen Karnevalstreiben in Mohács sowie Hintergründe zu den Busós und ihren Traditionen konnte ich schon in meinem Artikel Busójárás in Mohács (Buschofest): ein erster Eindruck vom Maskenkarneval schildern. Kurz vor der Corona-Pandemie waren wir 2020 beim gesamten Busójárás dabei und konnten unzählige Impressionen zusammentragen. Nachdem er 2021 einmal ausfallen musste, findet er 2023 wie gewohnt statt.
Masken und Busós
Seit 2020 trägt die ganze Welt Masken wegen Corona. In Mohács gibt es die Masken aber schon viel länger – allerdings nur für den Karneval. Teils sind sie furchteinflößend, aber meist auch mit einem verschmitzten Lächeln versehen, und sie sind unverzichtbare Ausstattung eines Busós. Traditionell werden die Masken in Handarbeit aus Weidenholz geschnitzt. Zu Beginn der Corona-Welle 2020 hat man sich den Spaß an den Masken nicht nehmen lassen. Im Angebot sind „normale Maske“, „Ehepaar-Maske“, „andere Maske“ und „Busó-Maske“. Die Preisangaben in čók dürften wohl Küsse bedeuten – wenn man das serbokroatische č durch das ungarische cs ersetzt, kommt man zum ungarischen csók für Kuss.
Karnevalsumzug und Folklore
Der große Umzug der Busós mit den Wagen findet am Sonntag statt. Zuerst setzen Busó-Gruppen mit Booten von Újmohács aus über die Donau über und ziehen laut lärmend mit Ratschen und Glocken durch die Stadt zum Koló tér, von wo aus die Wagen starten. Aber auch unabhängig vom Umzug sieht man am Wochenende immer wieder einzelne Karnevalswagen in der Stadt. Mitunter können die Ratschen riesig ausfallen.
Vor allem auf dem Hauptplatz vor dem Rathaus finden zahlreiche Vorführungen von Folklore und Volkstanz in den Karnevalskostümen statt.
Tradition im Busóúdvar
Im Buscho-Hof (Busóúdvar) in der Eötvös utca 17-19 können sich Touristen das ganze Jahr lang über die Traditionen der Schokatzen informieren. Am Karnevals-Wochenende herrscht besonders geschäftiges Treiben mit Musik und Bühnenprogramm. Im kleinen Museum und Laden des Busóudvar findet man die handwerklichen Traditionen von Mohács beieinander: handgeschnitzte Busó-Masken, typische Schwarzkeramik und irdene hohe Töpfe, in den die beliebten Bohnen deftig am offenen Feuer gekocht werden. Im Sommer gibt es sogar ein eigenes Bohnenkochfest dafür und zum Busójárás bereitet man die Bohnen direkt hier im Hof zu. Das fertige Essen wird teilweise sogar kostenlos an die Besucher ausgegeben.
Serbische Kirche Mohács
Zu den Sehenswürdigkeiten in Mohács gehört die serbisch-orthodoxe Kirche. Mit 48 Metern Höhe ist ihr Turm schon von weit außerhalb der Stadt zu sehen und das höchste Gebäude der Region. Die barocke Kirche ist zwischen 1732 – 1738 entstanden.
Der Busójárás bietet am Wochenende die Möglichkeit, bequem auch mal das Innere der sonst meist verschlossenen Kirche zu besichtigen. Gegenüber der beachtlichen Höhe wirkt dies relativ klein und gemütlich, ist aber bemerkenswert reich ausgeschmückt. Die Ostwand ziert eine eindrucksvolle aus Holz geschnitzte Ikonostase. Mehrere bemalte Glasfenster der Südseite sind von Bürger der Stadt gespendet. Bei Sonnenschein bewirken sie ein hübsches Farbenspiel im Innenraum. Deckenmalereien, diverse Fresken und ein interessantes Gestühl schmücken den Innenraum.
Sehenswert ist auch noch die ungewöhnliche Ikone der dreihändigen Gottesmutter.
Zum Busójárás frönt man aber auch den weltlichen Dingen. Im Hof der Kirche trifft man sich am Sonntag und stärkt sich mit einem deftigen Kesselgulasch.
Feuer und Bohnen
Überall in der Stadt ist etwas los, immer wieder trifft man auf fröhliche und oft maskierte Leute, Feuer und manch kuriose Aktivitäten. Besonders spannend war das Bohnenkochen mitten auf einer Straßenkreuzung im Wohngebiet an der Korsós utca und Síp utca etwas nördlicher von der serbischen Kirche. Eine große Feuerstätte mitten auf der Straße ist umgeben von den irdenen Kochtöpfen. Darum reihen sich Strohballen als Sitzgelegenheiten. Die Zufahrtsstraßen sind kurzerhand auch mit Strohballen abgesperrt. Sowas wäre bei uns sicher schon aus Brandschutzgründen undenkbar, in Mohács geht das einfach und funktioniert auch problemlos zur Freude aller. Die brodelnden Bohnen in den Töpfen werden nochmal kräftig mit leuchtendrotem Paprika nachgewürzt.
Was hier fast wie ein Schaf mit Griff aussieht, ist die typische Busó-Ausstattung, die hier gerade in einem historischen Kinderwagen ihren Platz gefunden hat.
Die Katze im Sack
Den Karneval in Mohács begleitet ein umfangreicher Markt, der sich etwa vom Széchenyi tér am Rathaus über die Szadbadság utca bis zur Dózsa György utca und die angrenzenden Bereiche erstreckt. Wer möchte, kann hier die Katze im Sack (Zsákbamacska) kaufen und kommt ein paar Schritte weiter quasi in Teufels Küche (Pokoli konyha). Das bedeutet wörtlich Höllenküche und steht für eine Auswahl teils extrem scharfer Chilisaucen aus Abádszalók.
Am Keramikstand findet man die typische Schwarzkeramik, die Fekete László hier anfertigt, sowie die überall im Einsatz anzutreffenden Bohnenkochtöpfe.
Mehrere Stände offerieren die von den örtlichen Kunsthandwerkern geschnitzten Masken.
Zahlreiche weitere Stände bieten Holzwaren, Haushaltsdinge, Bekleidung, Honigprodukte, ungarische Trüffelsaucen, Wurstwaren, Brot und vieles mehr. Für das leibliche Wohl wird gesorgt mit Grillständen, traditionellem Hammelpörkölt aus dem Kessel, gefülltem Kraut und dem beliebten Kürtőskalács.
Das große Lagerfeuer
Am Sonntag gegen Abend wird dann nach alter Tradition der Schokatzen (Šokci) der Winter lichterloh mit einem gigantischen Lagerfeuer auf dem Hauptplatz vertrieben. Schon lange vorher wird der mächtige Scheiterhaufen aus dünnem Geäst in der Mitte des Hauptplatzes vor dem Rathaus aufgetürmt.
Gegen 17:30 Uhr mit Einbruch der Dämmerung beginnt das Entzünden des Lagerfeuers. Ein paar Busós steigen mit Fackeln auf den Scheiterhaufen und entzünden das große aus Stroh gefertigte Kreuz. In wenigen Minuten entwickeln sich meterhohe Flammen.
Der Kreis der Zuschauer weitet sich mit zunehmender Hitze immer mehr. Nur ein paar Busós können sich geschützt durch ihre Masken und Schaffelle noch kurzzeitig dem Lagerfeuer nähern. Wenn sich die gespenstisch wirkenden Masken und Hörner scheinbar mit dem lodernden Flammenmeer vereinen, entstehen mystische Momente.
Praktisches zum Busójárás Mohács
Termine
Der Karneval in Mohács findet in jedem Jahr zur üblichen Zeit des Karnevals statt. Die nächsten Termine gibt es hier nachstehend und langfristig bis 2050 im ungarischen Busó-Kalender.
2023: 16. Februar bis 21. Februar
2024: 8. Februar bis 13. Februar
2025: 27. Februar bis 4. März
2026: 12. Februar bis 17. Februar
Hotels und Zimmer
Der Busójárás (Buschofest) ist das größte Fest in Mohács, sodass Quartiere meist sehr lange im Voraus ausgebucht sind. Alternativ bietet sich das rund 40 km entfernte Pécs an, von wo aus Mohács noch gut erreichbar ist. Bereits selber genächtigt haben wir im Duna Vendegház in Mohács* sowie dem tollen Jugendstilhotel Palatinus* in Pécs.
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Adresse
7700 Mohács, Széchenyi tér 1
E-Mail: mohacs@tourinform.hu
Weitere Infos auf Ungarisch: https://www.mohacsibusojaras.hu/ und https://buso.ewk.hu/. Das Programm für 2023 wurde jetzt hier veröffentlicht.
Anfahrt
Mohács ist über die Autobahn M6 in Richtung Pécs sehr gut erreichbar. Während des Karnevals ist aber die Innenstadt gesperrt.
Tipps für die nähere Umgebung
Neben dem Busójárás und der Stadt empfiehlt sich eine Besichtigung der Nationalen Gedenkstätte zur Erinnerung an die Schlacht von Mohács 1526, das Weißstorch-Museum in Kölked und die alte Wassermühle (https://www.patakmalom.hu/) nördlich der Stadt.
Koordinaten
45.9907°, 18.6898°