Kennst Du Budapest? Wirklich? Der Reiseführer "111 Orte in Budapest ..." offenbart gewiss noch reichliche Anregungen für neue Entdeckungen.
Die Highlights von Budapest, etwa Kettenbrücke, Fischerbastei, Parlamentsgebäude, St. Stephansbasilika, Café New York, Gellért-Bad, Margareteninsel: all das findet man hier NICHT, denn für weltberühmte Sehenswürdigkeiten gibt es einschlägige Reiseführer. Die Autorinnen blicken lieber in die zweite und dritte Reihe sehenswerter Dinge, die weniger bekannt, aber oft nicht weniger eindrucksvoll sind. Carolina Kalvelage lebte mehrere Jahre in Budapest und konnte dort Details recherchieren und fotografieren, welche die Grundlage dieses Buches sind.
DER Zweit-Reiseführer für Budapest-Profis
Es ist ein Buch für die Inspiration. Die Präsentation der 111 Orte kommt zwanglos daher, ohne starre Gliederung und Gruppierung, weder thematisch noch räumlich. So ist es mehr eine Lektüre für die Freizeit, zum Schmökern, um neugierig zu machen, ungezwungen zu blättern und bei mancher Kuriosität zu verweilen.
Aber auch vor Ort kann dieser spezielle Reiseführer wertvolle Dienste leisten und beim Spaziergang in der Stadt die Augen öffnen für Dinge, die sonst vielleicht unbemerkt bleiben würden. Drei Stadtpläne unterschiedlicher Maßstäbe zeigen genau, wo sich die 111 Orte in Budapest befinden. Empfehlenswert ist es allerdings, sich vorab einige Lieblingsziele auszusuchen und die individuelle Tour für einen gezielten Rundgang zu planen, da die Reisekurzgeschichten selbst keine direkte Anleitung für Rundgänge geben, sondern zuerst inspirieren wollen.
Blick ins Buch
Gelungen ist die Cover-Gestaltung der gesamten Buchreihe: auf dem einheitlich und sachlich gehaltenen Titelbild genügt ein einzelnes grafisches Element als klarer Hinweis auf das Ziel. Für Budapest und Ungarn ist es hier eine bunte Blütenranke, wie sie typisch für ungarische Stickereien wie etwa auf der Spitze aus Kiskunhalas ist.
Sehr angenehm und praktisch ist der Aufbau mit Doppelseiten, die sich jeweils einem Thema widmen. Während eine Kurzgeschichte auf der linken Seite interessante Hintergründe erklärt, gibt es rechts ein typisches Foto und in Kürze die wichtigsten praktischen Informationen wie Adresse, Metro-Station und Öffnungszeiten dazu. Wer kennt schon den Károlyi kert oder das Brody House, obwohl beide zentral und sogar unweit der berühmten Markthalle liegen. Der Károlyi kert ist übrigens der älteste Park Budapests und eine Oase zum Verweilen in der Stadthektik. Empfehlenswert hier ist auch die kleine Bar Csendes Társ, eine Art Ruinenkneipe ähnlich wie das mittlerweile weit über Ungarns Grenzen hinaus bekannte Szimpla kert. Probieren sollte man dort die hausgemachte Limonade.
Auf der Budaer Stadtseite weit hinter dem Burgpalast und sogar noch ein kleines Stück hinter dem Südbahnhof, wo sich kaum ein Tourist hin verirrt, findet sich das Café Rigo Jáncsi. Seinen Namen verdankt dieses altmodische Etablissement einem ungarischen Geigenvirtuosen aus der Zeit um die letzte Jahrhundertwende, der Belle Époque. Hierher kommt man heutzutage aber vor allem wegen der Pogácsa, runden salzigen Gebäckstücken aus Hefeteig, die in Ungarn sehr beliebt sind und verschiedenste Füllungen haben könne. In Österreich bezeichnet man sie übrigens als Pogatschen.
Wer kennt das Gymnasium der Nobelpreisträger, das Semmelweismuseum oder den „singenden Brunnen“ auf der Margareteninsel? Bauhaus-Stil in Budapest? Ein Wal an der Donau? Von Eisenkonstruktionen des Gustave Eiffel bis hin zu Blechspielzeug, Läden für modernes oder ethnisches Design, Retro und natürlich echte Budapester Schuhe. Es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Die magische 111
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Seit einigen Jahren ist die Zahl 111 immer wieder in den Regalen des Buchhandels für Reiseführer präsent. Die Reihe des Emons Verlags hebt sich nicht nur durch ihre sachlich schlichte und dennoch auffällige Gestaltung des Einbandes von gängigen Reiseführern ab, auch inhaltlich bricht sie mit Konventionen und beschreitet einen Balanceakt zwischen Reisegeschichten und Reiseführer, siehe auch https://www.literaturtipps.de/topthema/thema/reisefuehrer-alternative-111-orte-die-man-gesehen-haben-muss.html. Der Erfolg gibt der Reihe Recht, die mittlerweile rund 200 verschiedene Themen abhandelt und bereits viele weitere Neuerscheinungen in petto hat. Er begründet sich nicht nur auf der 111, aber vor allem auf dem umfangreichen und kompakt dargestellten Inhalt, wenngleich diese einprägsame Zahl natürlich zum Erfolg beiträgt.
Mein Eindruck von „111 Orte in Budapest…“
Seit vielen Jahren fahren wir regelmäßig in die Metropole an der Donau und versuchen bei jedem Male, etwas tiefer in die Geheimnisse von Budapest einzutauchen. So machte der Buchtitel sofort neugierig und ließ mich spannend dreinblicken, wieviele der 111 sehenswerten Orte Budapests aus dieser Auswahl mir wohl bekannt sein mögen. Naja, rund ein Viertel ist es gerade einmal. Das war zunächst ernüchternd und etwas deprimierend, schreibe ich doch hier selber als erfahrener Besucher auf meinem Blog über Ungarn und Budapest. Und da habe ich noch solche Lücken?
Aber ganz im Gegenteil, das Buch ist eine Liebeserklärung an diese herrliche Stadt im Osten Europas und auch für mich Ansporn, neue kleine Sehenswürdigkeiten zu entdecken und vielleicht zu der einen oder anderen davon demnächst auch hier meine Sichtweise und Erfahrungen mitzuteilen. Genau das Richtige, für jemand, der Budapest bereits gut kennt.
Bibliographische Angaben
„111 Orte in Budapest, die man gesehen haben muss“
von Dorothee Fleischmann und Carolina Kalvelage, broschiert, 240 Seiten.
Emons Verlag, 19. November 2015.
ISBN-10: 3954517442. ISBN-13: 978-3954517442.
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Mein Dank gilt dem Emons Verlag Köln sowie den Autorinnen Dorothee Fleischmann und Carolina Kalvelage, die mir freundlicherweise die Veröffentlichung des Buchcovers sowie der zwei Beispielseiten in meinem Beitrag gestattet haben.