Grand Budapest Hotel – wo ist das eigentlich?
Oscar-prämiert ist nun das legendäre Grand Budapest Hotel in aller Munde. Kann man das eigentlich auch buchen?
Völlig zurecht hat Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ nicht nur 9 Nominierungen für den Oscar bekommen, sondern 2015 auch 4 Statuen tatsächlich erhalten in den Kategorien Beste Musik, Bestes Makeup & Hairstyling, Bestes Szenenbild sowie Bestes Kostümdesign – in höchstem Maße verdient. Zuvor erhielt der Film noch den Silbernen Bären bei den Filmfestspielen in Berlin, einen Golden Globe Award als beste Komödie und die Filmmusik von Alexandre Desplat bereits einen Grammy.
Über Inhalt und Handlung des Films wurde gewiss schon viel geschrieben. Mir geht es jetzt mehr darum, wo denn nun dieses Hotel in Budapest ist, ob man es buchen kann und was es wirklich damit auf sich hat.
Grand Budapest Hotel nur Phantasie?
Wer ins Grand Budapest Hotel möchte, muss leider enttäuscht werden. Solch ein Hotel gibt es nicht, nicht einmal mehr in Budapest. Und überhaupt, die ganze Handlung ist ja nur fiktiv in einem Balkanland, welches wir noch nicht kennen, Zubrowka, und sogar das Hotel selbst ist nur erfunden. Und doch haben die Macher so ein gutes Gespür gehabt für Befindlichkeiten, Lokalitäten und die Mentalität im Balkan und in Ungarn. Romantische Poesie charakterisiert Monsieur Gustave. „Liebschaft und Sterblichkeit, Romantik und Horror, Komödie und Tragödie duellieren sich in opulenten Bildern in Wes Andersons reichhaltiger ‚Torte‘ eines Films“, schreibt das Time-Magazine, als es The Grand Budapest Hotel zum besten Film des Jahres 2014 gekürt hat, siehe https://time.com/3616154/top-10-best-movies-2014/. Wenn sie nicht erfunden wäre, dann könnte die Handlung nirgends besser spielen als in Budapest / Ungarn – stilvolles Ambiente der alten Zeit, noch echte Lobbyboys vom alten Schlage, die korrekt dienen, ohne dabei Charme, Witzigkeit und Verschmitztheit vermissen zu lassen. Viele Ungarn sind auch heute zu verschmitzten Späßen aufgelegt, die das Gegenüber gerne mal stutzig machen.
Dabei glänzt der Film mitunter auch durch bittere Dialoge und Szenen aus der Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, die bei mancher Begebenheit durchaus beängstigend aktuell wirken und nichts an ihrer Bedeutung eingebüßt haben. Das verleiht der Komödie Anspruch. Oft wird der Zuschauer gewahr, dass es sich bei der Fassade des Grand Budapest Hotel um eine Kulisse handelt, denn solch ein Hotel gibt es doch schon lange nicht mehr. Gerade dieser betonte Kulisseneffekt verstärkt noch die Skurrilität des gesamten Films, das Surreale. Meisterhaft inszeniert wurden die Bilder in den traditionsreichen Filmstudios von Potsdam Babelsberg in Brandenburg. Ein Ausflug in den dortigen Filmpark lohnt sich allemal (siehe https://www.reiseland-brandenburg.de/reiseziele/potsdam/details/id/4/theme/a-z.html).
Aber auch die echten Außenaufnahmen erfolgten nicht in Ungarn. Hier standen die Altstadt vom sächsischen Görlitz sowie das ebenso legendäre Grandhotel Pupp sowie die dortige Umgebung in Karlovy Vary in der Tschechischen Republik als Kulisse Pate. Inspirationen boten auch das Palace Bristol Hotel in Karlovy Vary, möglicherweise das Corinthia Grandhotel Royal in Budapest und gewiss die Standseilbahn zum Budaer Burgberg. Viele weitere Drehorte befinden sich außerdem in Sachsen, etwa die Burg Kriebstein und der Dresdner Zwinger. Noch mehr Details zu den Drehorten erklärt die Webseite http://www.filmtourismus.de/grand-budapest-hotel/. Tragend ist auch die spezielle und passende Filmmusik dazu – auch das hat die Oscar-Jury zu würdigen gewusst.
Aber am besten schauen Sie selber. Die DVD oder Blue-Ray zu „Grand Budapest Hotel“ können Sie beispielsweise bei Amazon bestellen:
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Nachdem man sich in den ersten Minuten der Rahmenhandlung fragt, ob dies nun gar ein Trickfilm wird, beginnt die Handlung für viele so ungewöhnlich, aber eben auch so passend für manchen Ort in Ungarn. Spontan fühlten wir uns zurückversetzt in die Lobby vom Hotel Palota in Lillafüred. Etwas in der Nebensaison erging es uns da ähnlich nach dem Abendessen. Nicht weit nach 21 Uhr kommen wir in die mondäne Lobby mit zahlreichen bequemen Sitzgruppen und fragen uns, ob hier überhaupt noch jemand ist. Die Dame an der Bar schien mehr erfreut, dass sie endlich etwas zu tun hatte, um uns einen Pálinka zu kredenzen. Nach ein paar Worten auf Englisch verfiel die Lobby wieder in diese beklemmende Stille. Was für ein prächtiger Raum? Und man sehnte sich irgendwie zurück an die belebteren Zeiten, wie sie das Palota gewiss kurz nach dem Bau in den Jahren 1931 mit der Filmwoche und 1933 mit der Schriftstellerwoche erlebt hat. Aber diese Jahreszahlen mögen erschüttern, denn damals begann in Europa eines der düstersten Kapitel der Geschichte. Und was für eine Parallele zu „Grand Budapest Hotel“?
Aber da in der Ecke sitzt jemand am Notebook – aha, wir sind eben doch nicht in jener (guten?) alten Zeit, und er ist sicher auch nicht der unerkannte Eigentümer des Hauses. Und einen Lobbyboy gibt es ja auch nicht bei 4 Sternen. Es war doch nur ein Traum, ein Film.
Doch noch ein echtes Grand Budapest Hotel
Tipp: Wer sich nicht nur für den Film interessiert, sondern ein echtes Grandhotel erleben möchte, der wird in Budapest natürlich auch fündig. Ein wahrhaft magisches Hotel ist das Four Seasons Gresham Palace direkt gegenüber der Kettenbrücke mit Blick auf die Budaer Burg. Bereits mehrfach wurde dieses 5-Sterne-Haus von Tripadvisor zum besten Hotel Europas und zum Platz 4 weltweit gekürt – na wenn das kein wahres Grand Budapest Hotel ist?
Über tatsächliche praktische Erfahrungen im Greshem Palace können wir preisbedingt leider (noch) nicht berichten, aber zweifellos gehört schon allein das Gebäude zu den faszinierendsten Sehenswürdigkeiten in Budapest und ist untrennbarer Bestandteil im Stadtbild an der Donau. Gerade vom Burgberg aus gesehen liegt es genau in der Achse zwischen Kettenbrücke und der St. István Basilika. Irgendwo jenseits der 600 Euro lässt sich dieses Erlebnis buchen – gewiss unvergesslich.
In recht ähnlicher Weise bietet auch das Corinthia Grandhotel Royal in Budapest die Atmosphäre eines echten Grandhotels der alten Zeit. Das Traditionshaus beherbergte schon Gäste wie Josephine Baker und Michael Gorbatschow. Nachdem es von 1991 bis 2003 geschlossen war, erstrahlt es nun wieder im alten Glanz. Und auch hier ähnelt die Fassade des Hotels durchaus in bemerkenswerter Weise der Filmkulisse.
Lieber Peter,
Gute Idee zu dem legendären Filmhotel etwas zu schreiben und sehr schade, dass das Grand Budapest Hotel nur eine Filmkulisse ist. Sehr schön aber, über die reellen Hotels zu lesen – da möchte man sofort seine Koffer packen und losfahren!
Liebe Grüße,
Susanne