Martinstag? – Der Heilige Martin war ein „Ungar“
Wissen Sie eigentlich, woher der Heilige Martin und der Brauch mit der Martinsgans stammen?
In den letzten Jahren ist gerade die Martinsgans hierzulande immer beliebter geworden. Zudem begehen Christen alljährlich am 11. November den Martinstag mit verschiedenen Bräuchen, um das Gedenken an den Heiligen Martin zu ehren. Aber wohl nur wenige denken dabei an Ungarn, allenfalls als Herkunftsland für eine preisgünstige Martinsgans. Dabei ist die Verbindung viel enger und historisch belegt.
Der Heilige Martin
Zu Zeiten des Heiligen Martin existierte Ungarn noch nicht in der heutigen Form, sondern gehörte zum Imperium des Römischen Reiches. Im Jahre 316 wurde Martin in der römischen Provinz Pannonia in der Stadt Savaria als Sohn eines römischen Militärtribuns geboren. Savaria ist das heutige Szombathely in Westungarn nahe der österreichischen Grenze. Bald kam Martin in die Heimat seines Vaters nach Oberitalien und musste dann 25 Jahre Militärdienst leisten. Dieser führte ihn unter anderem nach Gallien in die Touraine. Während der Kämpfe zwischen Römern und Alemannen in Gallien vertiefte sich sein christlicher Glaube, so dass er fortan nur noch „Soldat Christi“ sein wollte. Nach dem Militärdienst strebte er beim Bischof von Poitiers die Priesterweihe an. Anschließend kehrte er kurzzeitig nach Pannonien zurück, um seine Eltern zum christlichen Glauben zu bekehren. Durch seine guten Taten war er später bald in der gesamten Touraine beliebt und wurde im Jahre 372 auf Wunsch des Volkes zum Bischof von Tours geweiht.
Martinsgans und Martinstag
Um die Bischofsweihe rankt sich die Legende von der Martinsgans. Martin fühlte sich der Ehre nicht würdig, das Bischofsamt anzutreten. Beim Versuch, sich vor der Menge zu verbergen, fand er keinen geeigneten Ort und suchte Zuflucht in einem Gänsestall. Das aufgeregte Geschnatter der Gänse verriet jedoch sein Versteck, so dass Martin gefunden wurde und schließlich das Bischofsamt übernahm. Andere Legenden erzählen, Gänse hätten den Martin schnatternd bei der Predigt gestört und wurden daraufhin geschlachtet.
Am 8. November 397 starb Martin im Ort Candes in seinem Bistum in der Touraine. Drei Tage später wurde er am 11. November unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Tours beigesetzt. Davon leitet sich bis heute das Datum für den Martinstag ab.
Außer in Deutschland gilt die Martinsgans auch in Österreich, der Slowakei und vor allem dem westlichen Ungarn als traditionelles Festessen zum Martinstag.
Der Heilige Martin in Szombathely
Szombathely ist Ausgangspunkt des Martinsweges. Dieser Pilgerweg führt vom Geburtsort des Heiligen Martin auf verschiedenen Strecken zu seiner Hauptwirkungsstätte nach Tours. Informationen zu den Pilgerrouten des Martinsweges durch Europa finden Sie auf der Webseite http://www.viasanctimartini.eu/de. Direkt in Szombathely bietet sich ein kleiner historischer Spaziergang von der Kalvarienkirche zur Sankt-Martin-Kirche an. Wir waren auf dem Martinsweg in Szombathely auf Spurensuche. Kunstwerke an den verschiedenen Stationen erinnern an Geschichten aus dem Leben des Heiligen Martin, wie etwa die Teilung seines Mantels mit einem Bettler. Der Brunnen vor der Kirche Saint Martin zeigt, wie er seine Mutter tauft.