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Lillafüred – das östliche Tor zum Bükk-Gebirge

Rund um das dominierende Hotel Palota gibt es viel zu entdecken in Lillafüred

Lillafüred ist ein winziger Ort mit nur wenigen Hundert Einwohnern und nennt sich selbst die Perle des Bükk-Gebirges. „Bükk“ heißt auf Ungarisch übrigens Buche und deutet damit auf den vorherrschenden Baum in Ungarns größtem zusammenhängendem Waldgebiet hin. Lillafüred liegt nur etwa 12 Kilometer vom Stadtzentrum Miskolc entfernt und ist dort eingemeindet.

Lillafüred, alter Ort
Lillafüred, alter Ort

Das Hotel Palota und Lillafüred sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn man nicht ohnehin schon dort übernachtet, lohnt es sich allemal, den mächtigen Bau im Neo-Renaissance-Stil zu besichtigen. Auch von Wanderungen aus bietet das Gebäude immer wieder beliebte Motive. Mehr zum Hotel Palota erfahrt ihr in meinem zugehörigen Artikel.

Lillafüred erreicht man von Miskolc aus per Auto auf der Straße in Richtung Eger. Der Ort ist aber auch von Miskolc aus bequem per Bus oder Waldeisenbahn zu erreichen.

Wasserfall Lillafüred

Wasserfall von Lillafüred
Wasserfall von Lillafüred

Die heutige Gestalt erhielt Lillafüred im Zusammenhang mit den Bauarbeiten des großen Hotelkomplexes. Ungarns größter Wasserfall befindet sich nur wenige Meter vom Palota entfernt. Der kleine Bach Szinva stürzt sich hier etwas versteckt unter großen Buchen in die Tiefe. Bei dem früher nur sporadisch bei Niederschlägen sichtbaren Wasserfall hat man nun etwas nachgeholfen und das Wasser so aufgestaut, dass er jetzt stetig gespeist wird und zu besichtigen ist. Mit den 17,5 Metern ist Größe hier aber relativ.

Diverse Treppen und Wege vom Hotel abwärts bieten zahlreiche Blicke auf den Wasserfall und gehen nahtlos in die hängenden Gärten über.

Hängende Gärten

Hängende Gärten von Lillafüred

Der Aushub bei den Bauarbeiten des Hotels Palota wurde damals terassenförmig aufgeschichtet und mit verschiedenen Natursteinmauern befestigt. In diesem Park finden sich immer wieder knorrige Bäume, seltene Pflanzen, Bänke zum Verweilen, Rasenflächen und Blumenrabatten. Zahlreiche Tafeln informieren die Touristen außerdem neben Ungarisch auch auf Englisch. Alles ist liebevoll gestaltet und wird akribisch gepflegt.

József Attila

Außerdem treffen wir in den hängenden Gärten auf die Bronzestatue zum Gedenken an den 1905 geborenen Dichter József Attila, die seit seinem 100. Geburtstag hier steht. 1933 fand er hier in Lillafüred im Hotel Palota die Inspiration für sein berühmtes Liebesgedicht Óda (Ode).

József Attila
Bronzestatue des Dichters József Attila

1
Itt ülök csillámló sziklafalon.
Az ifju nyár
könnyü szellöje, mint egy kedves
vacsora melege, száll.
Szoktatom szívemet a csendhez.
Nem oly nehéz –
idesereglik, ami tovatünt,
a fej lehajlik és lecsüng
a kéz.

Nézem a hegyek sörényét –
homlokod fényét
villantja minden levél.
Az úton senki, senki,
látom, hogy meglebbenti
szoknyád a szél.
És a törékeny lombok alatt
látom elörebiccenni hajad,
megrezzenni lágy emlöidet és
– amint elfut a Szinva-patak –
ím újra látom, hogy fakad
a kerek fehér köveken,
fogaidon a tündér nevetés.

(József Attila)

Eine ergreifende ungarische Rezitation können Sie auf YouTube anhören unter https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=eS-0uarEM5g.

Die Übersetzung beziehungsweise deutsche Gestaltung vom Herausgeber Daniel Muth, wie sie im Buch „Attila József: Ein wilder Apfelbaum will ich werden: Gedichte 1916-1937“ im Jahr 2005 erschienen ist, findet sich auf der Webseite: https://www.visegradliterature.net/works/hu/J%C3%B3zsef_Attila/%C3%93da/de/1772-Ode?interfaceLang=hu.

Folgende erste Absätze versuchen, das voranstehende ungarische Original lyrisch zu übertragen:

1
Hier sitz ich, an glitzernder Felsenwand.
Es steigt, im lichten Bann des Alls,
der Hauch des jungen Sommers, wie
Wärme eines lieblichen Abendmahls.
Ich gewöhne mein Herz an die Stille.
Kein schwerer Stand –
es schart sich und kehrt wieder das Entrollte,
es neigt sich das Haupt, es hängt herunter
die Hand.

Ich blick auf die Mähnen der Bergesferne –
den Strahl deiner Stirne
streut nun jedes Blättchen berückt.
Am Weg kommt keiner, keiner.
Ich seh, wie der Wind immer feiner
wippt deinen Rock und ihn in Wellen rückt.
Und seh dein Haar, als es nach vorne kippt
in der brüchigen wirren Wipfelpracht,
sehe zart erschüttern deine Brust,
und – da der Szinva-Bach vorüberhuscht –
seh ich wieder, wie in die Welt herein
bricht am runden weißen Perlengestein,
an deinen Zähnen elfenhaft das Lächeln.

(Zitat aus Daniel Muths Übertragung)

Wer Lillafüred besucht, wird wohl ebenfalls diese Stimmung und Stille empfinden, die den Dichter damals zwischen Felsenwand, Bergesferne und dem Szinva-Bach inspiriert hat.

Anna-Höhle Lillafüred

Eingang zur Anna-Höhle in Lillafüred
Eingang zur Anna-Höhle in Lillafüred

Ganz am unteren Ende der hängenden Gärten und des Wasserfalls gelangen wir zur Anna-Höhle, die nur mit einer Führung zu besichtigen ist. Prinzipiell ist das zwischen 9:30 Uhr und 16 Uhr etwa stündlich möglich, sofern mindestens 10 Gäste teilnehmen wollen. In der Nebensaison bleibt vermutlich nur die eine Führung am Tag in der Mittagszeit, die auf jeden Fall durchgeführt wird. In der Höhle sind umfangreiche Kalktuffablagerungen von einem Süßwasserkalk zu sehen, die deutlich filigraner als sonstige Tropfsteinhöhlen sind. Die unterirdischen Wasserläufe des Szinva-Wasserfalls haben das Höhleninnere geformt. Schon im Juli 1847 besuchte der berühmte Dichter Sándor Petöfi die Anna-Höhle und Lillafüred.

Szent István Höhle

Wussten Sie schon, dass in den ungarischen Bergen mehrere Tausend Höhlen zu finden sind. Die meisten davon gibt es im Bükk-Gebirge, wo über 1000 Höhlen bekannt sind und niemand sagen kann, wieviele unentdeckte noch auf Besucher warten.

Auch in Lillafüred und der Umgebung sind zahlreiche Höhlen öffentlich zugänglich. Neben der Anna-Höhle ist die gemeinhin als Hundehöhle bezeichnete Tropfsteinhöhle St. Stephan berühmt. Der Legende nach fiel 1913 ein Hund in die 15 Meter tiefe Höhle, worauf die Leute der Nachbarschaft über mehrere Tage sein Winseln hören konnten. Zwei junge Männer stiegen schließlich mit einem Seil herab und retteten den Hund. Dabei entdeckten Sie auch den Ausgang der Höhle. Genau wie die Anna-Höhle können Sie hier regelmäßig an einer Führung teilnehmen. Die Szent István Höhle ist nach wenigen Minuten zu Fuß die Straße vom Hotel Palota aufwärts oder durch den Park zu erreichen.

Szeleta-Höhle

Ottokár Kadic hat als Erster die gesamte Szent István Höhle erforscht. Berühmter geworden ist er jedoch durch seine zwischen 1906 und 1913 durchgeführten Ausgrabungen in der nur wenige Kilometer entfernten Szeleta-Höhle. Sie haben nachgewiesen, dass das Karpatenbecken schon seit der Eiszeit besiedelt ist. In der Szeleta-Höhle wurden neben den Knochen von Höhlenbären und prähistorischen Säugetieren auch Feuerstätten und geschlagene Feuersteine gefunden. Insbesondere Fundstücke in Lorbeerblattform gelten als die spektakulärsten. Nach diesen steinernen Zeugen aus der Szeleta-Höhle nahe der Gemeinde Hámor kurz unterhalb von Lillafüred ist die altsteinzeitliche Szeleta-Kulturgruppe am Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum benannt (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Szeletien).

Für einen Besuch dieser etwas abseits gelegenen Höhlen wandern wir vom Hotel Palota in Lillafüred aus links der Straße zunächst bergab. Später verlassen wir die Straße nach links und steigen der Markierung P folgend bis zur Szeleta-Anhöhe. Nun wenden wir uns nach rechts und folgen dem mit roten Höhlenzeichen markierten Weg zur Szeleta-Höhle.

Herman Ottó Gedenkstätte

Noch einige Schritte weiter bergauf gelangen wir zur Herman Ottó Gedenkstätte in der Erzsébet-Promenade. Dieses Haus, wo der Universalgelehrte seine letzten Lebensjahre verbrachte, zeigt eine kleine Ausstellung über seine wissenschaftliche Tätigkeit. Eine umfangreichere Ausstellung zu seinem Wirken befindet sich außerdem in der nur wenige Kilometer entfernten Stadt Miskolc im Herman Ottó Museum.

Kleinbahn Lillafüred

Bahnhof Lillafüred
Bahnhof der Schmalspurbahn in Lillafüred

Sehenswert und ein Fortbewegungsmittel zum Entspannen ist die Schmalspureisenbahn, die sogenannte Waldbahn Lillafüred. Sie verbindet auf einer Gesamtlänge von 26 Kilometern Miskolc über Lillafüred bis weiter nach Garadna. Die rund einstündige Fahrt in teilweise offenen Sommerwagen gilt als eine der schönsten Strecken in Ungarn. Bergaufwärts führt die Strecke am Hámori-See und der Forellenzucht vorbei nach Garadna. Ein Abstecher zur Forellenzucht lohnt sich allemal. Von Mai bis September ist von Dienstag bis Samstag je von 8 bis 15 Uhr geöffnet, wo man die Forellen frisch aus der Braterei probieren kann. Weitere Informationen dazu finden sich unter https://www.hellomiskolc.hu/Lillafuredi-Pisztrangtelep. Von Lillafüred talwärts führt die Kleinbahn an der Burg Diosgyör vorbei bis nach Miskolc. Einige weitere Informationen bietet die Homepage dieser Kleinbahn. Die Details sind dort jedoch nur auf Ungarisch zu finden.

 

Hámori-See in Lillafüred
Hámori-See in Lillafüred

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