Fonyód – traumhafte Ausblicke von der Südseite des Balaton zwischen Strand, Hügeln und Wurst plus die tragische Geschichte eines Mädchens
Wegen des örtlichen Wurstfestes war Fonyód im Winter unser Ziel. Wie schön der Ort wirklich ist, ahnten wir da noch nicht. Das kleine Städtchen Fonyód mit seinen knapp 5.000 Einwohnern ist nicht Rom. Daher ist es auch nur auf zwei statt auf sieben Hügeln erbaut. Dennoch stellt Fonyód eine Besonderheit auf der sonst relativ flach verlaufenden Südseite des Balaton dar und ist einer der schönsten Orte dort. Oft vermitteln verschlungene Straßen einen Gebirgseindruck, bis wieder beeindruckende Weitblicke zum anderen Balatonufer freiwerden. Von den Hügeln Fonyóds aus lassen sich vermutlich die schönsten Sonnenuntergänge am Balaton beobachten. Im Winter lockt zudem seit einigen Jahren der Wurstfüllwettbewerb beim erwähnten Wurstfest die Besucher zur größten kulinarischen Winterveranstaltung an den Balaton – zum Fonyódi kolbászfesztivál. Im Sommer ist Fonyód aber natürlich in erster Linie ein Badeort.
Badevergnügen für alle
Ob Hund, Herrchen, Familie oder kostenloser Strand, in Fonyód findet jeder sein Badevergnügen. Beliebt sind etwa der Sandstrand Sándortelepi strand sowie Panoráma strand nur wenige Schritte östlich von Hafen und Mole entfernt. Dort ist es zwar kostenpflichtig, aber mit 400 Ft Eintritt dennoch preiswert und für Familien mit Kindern empfehlenswert. Am westlichen Ortsrand trifft man am Bélatelepi Strand neben der Bahnstation Bélatelep auf die eher typische Strandsituation mit gepflegter Liegewiese und einem etwas steinigen Zugang sowie Treppen in den Balaton hinein. Hier ist auch das ganzjährig geöffnete Torony étterem als Restaurant ganz in der Nähe. Weiter östlich vom Ortszentrum findet sich der kostenlose Strand (szabadstrand) Fonyódliget.
Fonyód verfügt zudem über einen der am Balaton relativ seltenen Strände, wo auch der Vierbeiner ungehindert ins Wasser darf (an normalen Stränden sind Hunde verboten). Nur ein kleines Stück westlich vom Hafen dürfen Hund und Herrchen gemeinsam baden am Fonyódi kutyás strand – Eintritt 200 Ft.
Sehenswertes in Fonyód
Wer nur am Strand ist, hat Fonyód nicht erlebt. Berühmte Sehenswürdigkeiten gibt es zwar nicht, Fonyód eignet sich aber für abwechslungsreiche Spaziergänge und kleine Entdeckungen. Highlights in Fonyód sind vor allem die Aussichtstürme und der Panorama-Weg. Beginnen wir den Spaziergang am besten zentral am Hafen und laufen zunächst die Mole hinaus. Dort draußen steht man fast wie mitten im Balaton. Je nach Tageszeit und Wetterlage lassen sich schöne Stimmungen einfangen – also am besten abends oder zeitig früh nochmal die 464 Meter lange Mole hinauslaufen. Eine ursprüngliche erste Mole wurde bereits 1847 weiter westlich am Bélatelepi-Strand gebaut, wo noch kleine Hafenreste zu sehen sind. Der Bau des heutigen Hafens begann 1894 auf steinigem Grund. 1897 wurde die zweite Mole errichtet und 1906 umgebaut. 1913 entstand ein moderner Hafen. Die Mole von Fonyód ist übrigens die längste Mole am Balaton.
Auch einige Enten halten sich hier immer auf, denn sie wissen die Nähe zum Futterautomaten zu schätzen. Wer die Enten füttern möchte, findet für einen kleinen Obolus an einem Automaten artgerechtes Futter.
Weiter geht es landeinwärts über die große Kreuzung und dann die nächste Straße nach rechts. Die Jószef utca führt am Kulturzentrum und Fußballplatz vorbei bergan zur Krypta Villa. Ein netter Platz und ein kleines Museum für Verliebte mit einem tragischen Hintergrund, wie wir später noch erfahren werden, sowie ein nettes Café mit tollem Ausblick. Geöffnet ist täglich 10-21 Uhr, Eintritt 300 Ft. Sehr schön fanden wir auch die steinerne Bank daneben – es würden sich aber noch mehrere dieser Art in Fonyód zeigen.
Nur einige Schritte weiter die Straße entlang erreichen wir etwas versteckt die reformierte Kirche von Fonyód. Von dort beginnt auch der Wanderweg bergan zum ersten Aussichtsturm – dem Sipos-hegyi kiláto. Das ist auch für wenig Geübte zu schaffen. Bei gutem Wetter absolut zu empfehlen. Der Aussichtsturm ist im Winter offiziell geschlossen, in der Saison sollte von 10 bis 21 Uhr geöffnet sein, der Eintritt kostet 300 Forint, Kinder die Hälfte, und lohnt sich. Eventuell kann man im Winter auch einfach mal so hinaufsteigen. Ausblicke zum Badacsony und Nemesgulács, über den Balaton und zum Sonnenuntergang sind faszinierend.
Zurück geht es wieder zur reformierten Kirche, dort weiter die Jószef utca entlang und dann die zweite Straße nach rechts zur katholischen Kirche. Ein recht interessanter Baukörper wartet auf den Betrachter, der auch nachts prima erleuchtet ist. Die Kirche an diesem Ort geht auf einen Arzt aus Székesfehérvár zurück, der dem Ort mit dieser Kapelle 1902 für seine eigene Heilung dankte. Auffällig ist der separat stehende Glockenturm, wie man das sonst eher von großen Kirchen in Italien kennt.Das Gewölbe konnte den anfänglichen Turm nicht tragen und brach zusammen. Daher wurde ein separater Glockenturm erreichtet. Weitere Besonderheit ist die geschnitzte hölzerne Jesus-Statue neben der Kirche. Von der Kirche aus spaziert man am besten auf dem Fußweg Szaplonczay setany weiter westwärts und wandelt somit auf der Panorama-Promenade des Badeortes.
Nach wenigen Minuten erreichen wir die Gedenksäule für Manó Szaplonczay, einem von 1856-1916 lebenden Arztes, der den Balaton und Fonyód als Kurort empfohlen hat. Wenige Schritte entfernt gibt es noch ein kleines Museum des Ortes, das vorwiegend in der Sommersaison geöffnet hat – Eintritt 300 Ft, Di-Fr 10-18 Uhr, Sa-So 9-13 Uhr. Hinter dem herrlichen und mediterran anmutenden Park steht hier tatsächlich die eine oder andere Villa.
Wer mag, kann nun auch noch zum zweiten Aussichtsturm Várhegyi kiláto hinaufsteigen. Die Öffnungszeiten sind hier ähnlich von 10-21 Uhr in der Hauptsaison, sonst kürzer. Der Eintritt kostet wiederum 300 Forint. Mehr Informationen dazu auf Ungarisch gibt es unter http://fonyodert.hu/kilatok/.
Wer schließlich weiter westwärts den Hang hinabsteigt, gelangt zum Bélatelepi Strand und kann dort etwa im ganzjährig täglich von 11-22 Uhr geöffneten Torony Étterem gut einkehren.
Markt Fonyód (Fonyódi piac)
Der beliebte Markt in Fonyód ist einer der größten Märkte auf der Südseite des Balaton, der zudem auch ganzjährig geöffnet hat – immer mittwochs und samstags etwa von 6-15 Uhr. Vom Hafen Fonyód aus geht man die Hauptstraße ostwärts und folgt dann der Blaha Lujza utca in wenigen Minuten bis zum Marktgelände. Wir waren im Winter dort, konnten aber dennoch von allem etwas finden. Im Sommer dürften die Stände und Angebote noch deutlich zahlreicher sein. Das Angebot reicht von Frischwaren, Fleisch und Wurst über Haushaltsartikel bis hin zu Antik und Trödel. Wir erwarben mal wieder einen alten Keramikkrug, Ersatz für defekte Schnürsenkel, getrocknete Bohnen, Backmohn usw. Hier auf dem Markt kaufen auch die Einheimischen ein. Im Sommer gibt es aber für Touristen noch mehr Textil- und Souvenirangebote.
Seit Juli 2018 ist auch die Markthalle in Fonyód mit Hilfe von EU-Fördermitteln modernisiert und wieder eröffnet, wie die Balaton-Zeitung gerade schreibt.
Altes Presshaus Fonyód
Neben den touristisch überlaufenen und winters geschlossenen gastronomischen Einrichtungen nahe dem Hafen empfiehlt sich ein Ausflug in das historische und rund 200 Jahre alte Presshaus in Fonyód. Dieses Gasthaus ist nur saisonal ab Mai geöffnet, so dass wir bei unserem winterlichen Besuch leider draußenbleiben mussten. Im Freigelände konnten wir allerdings eine Sau mit ihren Ferkeln beobachten. Im malerischen Bauernhaus gibt es in der Saison täglich von 17-24 Uhr typisch ungarische Küche, oft mit Musikbegleitung. Hier bekommt man neben der obligatorischen Gulaschsuppe etwa auch kalte Obstsuppe, Gerichte vom Mangalica-Schwein, Zander, Wels, Paprikahuhn, Gefülltes Kraut und gerne auch Quarknudeln und zum Dessert etwa Somlauer Nockerln. Die Preise sind für einen Touristenort durchaus sehr günstig. Weitere Informationen und eine mehrsprachige Speisekarte liefert die Webseite vom Présház selbst.
Das tragische Mädchen aus Fonyód
Neben der Kripta Villa wird der aufmerksame Spaziergänger ein kleines Denkmal bemerken, was stutzig macht. Wieso ist hier eine junge Frau in Marmor verewigt? Wer war sie? Die Inschrift bringt uns näher. Man gedenkt hier Molnár Csilla Andrea, einer Tochter aus Fonyód. Mit zarten 17 Lenzen war sie die erste Schönheitskönigin Ungarns nach dem Krieg, heute würde man wohl Miss Hungary sagen. 1986 nahm sie am Ausscheid zur Miss Europe in Malta teil und wurde Dritte, im deutschen Fernsehen damals moderiert von Thomas Gottschalk. Im selben Jahr endete sie tragisch durch einen Selbstmord in ihrem Elternhaus in Fonyód. Genaueres über die Umstände ist kaum bekannt. Die Webseite http://www.molnarcsilla.hu/english/index.html gedenkt ihrer.
Ausflüge von Fonyód aus
Fähre Fonyód-Badacsony: Wer im Panorama ständig den Badacsony sieht, möchte auch mal direkt dorthin. Kein Problem – von Fonyód aus gibt es regelmäßige Fährverbindung. Den Fahrplan der Fähre (hajó-Boot) nach Badacsony gibt es hier auf Ungarisch. Wichtig ist die linke Seite der normalen Fähre anstatt das Wassertaxi, gegliedert nach Frühling/Herbst, Vor- und Nachsaison sowie am interessantesten der Hauptsaison (Föidény). Die ersten Angaben sind immer von Fonyód nach Badacsony (Fonyódról – Badacsonyba), danach folgt die Rückfahrt. Von Fonyód geht es um 9:30, 11:00, 12:20, 13:40, 15:00, 16:40 und 18:10 hinüber und danach auch wieder zurück. Die Überfahrt nach Badacsony dauert 25 Minuten, liegt in der Tarifzone 1 und kostet für Erwachsende 1400 Forint (etwa 4,50 Euro), für Kindern 700 Forint.
Gourmet-Küche in Balatonszemes: Für Feinschmecker lohnt sich ein Ausflug rund 15 Kilometer ostwärts nach Balatonszemes. Das dortige Kistücsök étterem hat täglich 11-23 Uhr geöffnet und gehört zu den besten Restaurants in ganz Ungarn – 14 Hauben im Gault Millau. Dort wird es zwar schon etwas teurer, für die gebotene Leistung lohnt sich das Kistücsök nach eigener Erfahrung aber allemal.
Party in Siofok: Das Partyzentrum des Balatons Siofok ist rund 40 Kilometer gen Osten entfernt.
Natur am kleinen Balaton: Wer hingegen Ruhe und Natur sucht, findet rund 35 Kilometer westlich am Kis Balaton eine einzigartige Landschaft und das Büffelreservat der Kapolna puszta. Etwa auf halbem Wege westwärts von Balatonmáriafürdő aus landeinwärts lohnt zudem ein Abstecher zur ländlichen und preisgünstigen Loki Csárda in Marcali.
Praktisches zu Fonyód
Die Sehenswürdigkeiten im Überblick (bitte die Markierungen anklicken).
Quartiere
In Fonyod gibt es als Hotel nur das eine Hotel Balaton in zentraler Lage mit guter Pool-Landschaft, aber sonst nicht mehr ganz zeitgemäß. Empfehlenswert sind vor allem die zahlreichen Ferienwohnungen mit zumeist besten Bewertungen der Gäste. Wir waren beispielsweise im Ibolya Apartmanok* zu Gast und sehr zufrieden.
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Restaurant-Tipps
Ganzjährig: Torony Étterem: Vitorlás u. 25, Fonyód
In der Saison: Présház Étterem (Altes Presshaus): Lenke utca 21, Fonyód. Hier gibt es auch Live-Musik.
Eisdiele: Nosztalgia Fagyizó, József A. u. 37, Fonyód (auf Facebook)
Hallo, guten Tag. Ich freue mich unbeschreiblich über endlich wieder neue Berichte und die wunderschönen Fotos dazu. Sooo eine lange Zeit waren wir auch nicht in Ungarn und sind tieftraurig. Fonyod, da sind wir gewesen, kennen aber nicht alles was beschrieben wurde. Also Nachholbedarf!!!! Wir wünschen Euch Gesundheit, viele schöne Reisen, seid herzlich gegrüßt aus Stralsund von Detlef und Margrit