CsárdaPrivatzimmer

Patkós Csárda Tiszafüred – wo sich Mücke und Büffel Gute Nacht sagen

Die Natur der Hortobágy Puszta erlebt man am besten ganztägig vor Ort und nachts abgelegen in einer traditionellen Csárda.

Puszta, Steppe, ländliche Idylle. Jene sagenhafte Landschaft in Ungarn suchen wir. Immer weiter ostwärts führt die Route von Budapest, bis man bei Füzesabony die Autobahn M3 in Richtung Tiszafüred und zum Nationalpark Hortobágy Puszta verlässt. Die Überquerung des Theiß-Sees und das Städtchen Tiszafüred passiert man noch, bevor nach rund 7 weiteren Kilometern in die Steppe die Patkós Csárda erreicht ist. Oder man folgt östlich von Debrecen kommend durch die gesamte Puszta der Fernstraße 33 noch etwa 27 km über Hortobágy hinaus und kommt quasi auch hier im Nichts an. Hier sagen sich Mücke und Büffel wohl „Jó ejszakat“.

„Patkós“ meint zu Deutsch etwa so viel wie Hufeisen oder Beschlag und deutet damit auf die ursprüngliche Aufgabe des Gasthauses hin, neben den Gästen auch die Pferde zu betreuen und diese neu zu beschlagen.

Patkós Csárda Tiszafüred
Patkós Csárda Tiszafüred

Die Patkós Csárda gab es schon lange an diesem Orte nahe der Grenze der Komitate Hajdú-Bihar und Jász-Nagykun-Szolnok. Im 19. Jahrhundert war diese oft auch die Strecke und eine Station der Geächteten. Die alte Csárda wurde 1900 abgerissen und dann 1903 wieder neu aufgebaut. Seitdem hat sich der Ort der Gastlichkeit in der Puszta nicht mehr wesentlich verändert. Hinzugekommen sind allerdings die Bungalows und Camping-Möglichkeiten für Touristen hinter dem alten Gasthaus. Heute gehört die Patkós Csárda auch zur „Straße der Csárdas und Pensionen“ in Ostungarn und Rumänien.

Patkós Csárda – Herzlichkeit inmitten der Natur

An der Hauptzufahrtsstrecke nach Hortobágy kommen vor allem tagsüber im Sommer so einige Touristen hier vorbei und kehren ein. Abends ist zwar die Csárda noch geöffnet, es wird dann aber ziemlich ruhig und familiär. Wir waren diesmal abends zu Gast und wollten noch die Nacht über weilen im vorab gebuchten Zimmer.

Pörkölt in der Patkós Csárda Tiszafüred
Pörkölt in der Patkós Csárda Tiszafüred

Dass uns statt des bestellten Gulasch ein Pörkölt serviert wurde, wollen wir mal nachsehen. Es war schmackhaft und sehr reichhaltig. Nach einem langen Tag in Hortobágy auf dem Brückenmarkt suchten wir ohnehin kein Gourmet-Erlebnis, sondern eine solide Stärkung. Nahrhafte Hausmannskost mit Nockerln und ein Glas Wein dazu. So lässt es sich entspannen in der Ruhe der Puszta.

Ruhe? Moment mal. Was summt denn da? Sobald die Sonne den heißen Sommertag verlässt und die Dämmerung Oberhand gewinnt, treten auch die Plagegeister hervor – unzählige Mücken. Es gibt eben die trockene und die feuchte Puszta. Neben einem Refugium für unzählige teils seltene Tiere bieten diese Feuchtbiotope auch beste Bedingungen für Mücken. In der Csárda blieb nicht unbemerkt, dass wir uns immer öfter selber schlugen, anstatt mit dem Besteck zu hantieren. Sehr dankbar nahmen wir das Fläschchen Autan* an, was uns die Wirtsleute reichten. Herzlichkeit der Menschen klappt eben auch ohne Sprachkenntnisse.

Gundel-Palatschinken in der Patkós Csárda
Gundel-Palatschinken in der Patkós Csárda

Zum Dessert noch einen Klassiker – Gundel-Palatschinken. Zwar schon alles vorgefertigt, kamen nun zwei große Palacsinta, die wirklich endgültig satt machten mit ihrer Nussfüllung und Schokoladensauce. Ja, wer nicht noch eine Nachtwanderung beginnt, für den endet der Tag nun auch so allmählich mit dem Ende des Lichts. Im Osten Ungarns ticken die Uhren eben noch nach der Natur.

Bungalow zur Patkós Csárda
Bungalow zur Patkós Csárda

Im Quartier – bitte zweimal ziehen

Adrett, das Zimmer der Patkós Csárda
Adrett, das Zimmer der Patkós Csárda

Prima, unsere Buchung des Quartiers hatte tatsächlich funktioniert und war in der Csárda bekannt. Es war mein erster Buchungsversuch auf Ungarisch über das System szallas.hu. Da wir nahezu kein Ungarisch und dort kaum jemand etwas anderes sprachen, dauerte es ein wenig, die Person zu finden, um die Sprachbarriere etwas zu überwinden. Aber dennoch, man versteht sich. Ein Zimmer im Bungalow war für uns adrett bereitet. Einfach und funktional wirkte es noch wie original aus sozialistischer Zeit. Besonders die Fliegen-/Mückengitter im Fenster sind aber hier sehr hilfreich, wie wir bereits gelernt hatten.

Historisches Klo (wir kannten sowas noch)
Historisches Klo (wir kannten sowas noch)

Das Wichtigste noch – bitte zweimal ziehen am Spülkasten. Einmal Starten, einmal Stoppen des Wasserflusses. Ist doch ganz einfach. Fernseher gibt es hier nicht, zum Glück. Endlich ungestört in der Natur. Und absolut preisgünstig ist das natürlich hier auch für rund 20 Euro. Im Nachbar-Bungalow hatte man sich selbst ausreichend mit Getränken versorgt, und da waren noch eine zeitlang lustige Gesänge zu hören. Wir hatten ohnehin vielfältige Eindrücke der Puszta zu verarbeiten und die weitere Tour Richtung Balaton zu planen. Das Motel eignet sich übrigens auch hervorragend für Camper.

Platz für Camper hinter der Patkós Csárda
Platz für Camper hinter der Patkós Csárda

Frühstück wie bei Großmutter

Frühstück in der Patkós Csárda Tiszafüred
Frühstück in der Patkós Csárda Tiszafüred

Abends früh rein, bedeutet auch morgens früh raus. Das war uns diesmal ganz recht, denn die nächste Etappe sollte bei Regenwetter über die Landstraßen am Mittelpunkt Ungarns vorbei bis zum Balaton führen. Ein Frühstück ist im Preis nicht inklusive, aber a la carte zu bestellen. Das ist hier nicht nur sehr preisgünstig, sondern auch saulecker. „Kolbaszos rantott tojás“ oder so ähnlich heißen die frisch bereiteten Rühreier mit herzhafter Wurst für etwa 2,50 Euro. Einen guten Kaffee dazu. So macht das Spaß.

Im Gastraum der Patkós Csárda Tiszafüred
Im Gastraum der Patkós Csárda Tiszafüred
Deko in der Patkós Csárda
Deko in der Patkós Csárda

Abstecher zu den faszinierenden Büffeln (Bivaly)

Büffel in der Hortobágy Puszta (4)
Büffel in der Hortobágy Puszta (4)

Je nachdem, wie die eigene Tour geplant ist, kommt man sicher vorher oder nachher mal direkt zum Hauptort der Puszta Hortobágy. Die Straße durch die Puszta ist für mich immer etwas Besonderes. Oft erhascht man Blicke auf Tierherden, wie es das sonst nur selten gibt. Etwa 8 Kilometer vor Hortobágy treffen wir rechts auf eine Farm mit Wasserbüffeln (Bivaly) – den Fahrweg Hármashalom kurz hinein. Vorsichtig biegen für einige Meter auf den Fahrweg ab und laufen dann weiter zu den Tieren. Solch große Büffelherde hatten wir noch nie gesehen. Die Tiere wirkten sehr entspannt und nur leicht neugierig. Kein Wunder, das einzigartige Biotop zwischen Steppe und Feuchtgebieten ist auch ideal für Wasserbüffel. Man könnte sie auch Schlammbüffel nennen, aber der Schlamm hilft ihnen wohl gegen die Mücken. Der Hirte kam uns aufgeschlossen und war gesprächsbereit. Leider konnten wir nur wenige Worte auf Ungarisch mit ihm wechseln.

Büffel in der Hortobágy Puszta (2)
Büffel in der Hortobágy Puszta (2)
Wasserbüffel in der Hortobágy Puszta (3)
Wasserbüffel in der Hortobágy Puszta (3)

Übrigens, die Salami-Spezialitäten vom Mangalica (Wollschwein), Graurind, Büffel und Auerochsen aus dem Nationalpark Hortobágy Puszta (auch UNESCO Weltkulturerbe) gehören zum Besten, was es wurstmäßig gibt – selbstverständlich auch Bio. Außer auf Märkten hat man ebenso in der Tourinform Hortobágy gute Chancen, etwas davon zu ergattern.

Praktisches

Adresse

5350 Tiszafüred, Fő u. 33
Telefon: (00-36)-30 278 7373
E-Mail: patkoscsarda@t-email.hu
Webseite: http://www.patkoscsarda.hu/ (nur Ungarisch)
Anfahrt: von Tiszafüred aus die Fernstraße 33 etwa 7 km in Richtung Hortobágy.

Öffnungszeiten

Täglich 11-20 Uhr

Koordinaten

47,59118°N / 20,85249°O

Fazit zur Patkós Csárda

Paprika_3_Ft

Eine ursprüngliche Csárda inmitten des scheinbaren Nichts der Hortobágy Puszta und ein Preistipp. Hier geht es um Herzlichkeit und die Einfachheit der klassischen ungarischen Hausmannskost. Wer keine verwöhnten Ansprüche stellt, findet hier eine angenehme und preiswerte Unterkunft sowie eine deftige Küche in der Puszta (mittags noch besser als abends). Eine paar Worte Ungarisch wären hilfreich. Buchbar ist die Patkós Csárda nur direkt über das ungarische Hotelbuchungssystem szallas.hu. Landesintern gibt es meist Bestnoten für diese Einrichtung.

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Ein Kommentar

  1. Ein wunderbarerBericht . Und auch neues für uns. Ja, Hortobagy ist einmalig mit seiner Umgebung. So oft wir da waren, haben wir diesen Markt noch nie erlebt. Dieses Jahr waren wir rund um Zalaegerszeg, Gebucht über Deine Seite. Es lohnt sich.

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